Marketingpreis
Passender hätte das Umfeld nicht sein können: Im Rahmen des Kongresses „Denkwerkstatt: Fit fürs Handwerk 4.0“ in Stuttgart verlieh handwerk magazin den „Marketingpreis des deutschen Handwerks“, der diesmal in drei Kategorien vergeben wurde
Was passiert, wenn ein Konditor kochbegeisterte Zeitgenossen dazu auffordert, seine Rezepte nachzubacken und die dabei gesammelten Erfahrungen zu dokumentieren? Matthias Ludwigs, Inhaber der Kölner Konditorei „TörtchenTörtchen“, hat es ausprobiert – und mit dieser Idee gleich den mit 7000 Euro dotierten ersten Platz beim „Marketingpreis des Deutschen Handwerks“ in der Kategorie „Integrierte crossmediale Kampagne“ belegt.
„Eines unserer Bücher heißt „Törtchen & Tartelettes“ und zeigt auf dem Cover unser meistverkauftes Törtchen. Das Rezept ist im Buch genauso wie wir es auch herstellen“, sagt Inhaber und Gründer Matthias Ludwigs. Dieses Buch mit 60 Rezepten wurde an 60 interessierte Personen geschickt, darunter Food-Blogger, Kunden und Fans. Jeder konnte dann eines der Rezepte auswählen, nachmachen und sich in dem Buch verewigen.
Jeder Teilnehmer sollte ein Rezept mit eigener Kreativität nachbacken, es dokumentieren und mit Anmerkungen und Fotos im Buch versehen. Dann wurde das Buch an die Kölner Konditorei zurückgeschickt, als Dankeschön gab es für die engagierten Backfreunde einen Warengutschein. Damit sich der Zeitraum für die Kampagne in Grenzen hielt, wurden parallel zehn Bücher mit jeweils sechs markierten Rezepten „On Tour“ geschickt.
Entstanden ist so ein Backwerk von Profis, umgesetzt mit Tipps und Fotos von echten Back-Fans. Die bearbeiteten Bücher wurden in Köln in ausgewählten Buchhandlungen ausgestellt, dazu veranstaltete die Konditorei einen Leseabend mit Verkostung. Die Ergebnisse wurden auch in den sozialen Netzwerken, auf Facebook und Instagram, auf der Konditorei-Homepage und in deren Print- und Online-Newslettern präsentiert. Die Verknüpfung von alter und neuer Marketingwelt begeisterte die Jury genauso wie die Verbindung klassischer One-to-Many-Medien mit den neuen interaktiven Möglichkeiten. Denn die Kampagne verbindet Direkt-, Event-, Social-Media- und Influencer-Marketing zu einer sympathischen Idee.
Holztürme aus Lenggries
Etwas handfester, aber genauso kreativ präsentierte sich der Gewinner in der mit 4.000 Euro von Sponsor TomTom dotierten Kategorie „Innovativste Website“: die Firma KristallTurm aus dem oberbayerischen Lenggries. Die Zimmerei von Geschäftsführer Heinz Tretter entwickelte sich in den letzten fünf Jahren zu einem Global-Player, der seine Systemlösungen für TÜV-geprüfte Klettergärten, Boulderwände und Spielplätze weltweit vermarktet. Zielmärkte sind neben Europa der Nahe Osten sowie Nord- und Südamerika.
Ein weltweiter Markt, ein erklärungsbedürftiges, modular aufgebautes Produkt, Sicherheitsstandards, Rendite-Berechnungen, Finanzierungs- und Fördermodelle, Informationen zum Tourismus-Management und zur Medienarbeit, Ansprechpartner, Firmenhistorie, News, eine interaktive Karte der Standorte, Landing-Pages für einzelne Produkte – die Website bietet eine Fülle von Informationen in den drei Sprachen Spanisch, Englisch und Deutsch.
Überzeugt hat die Jury neben den Inhalten vor allem das selbsterklärende Design, die klare Benutzerführung sowie die eindeutige Ikonografie. Die Typografie gibt den Texten Halt und macht sie leicht und schnell lesbar. Die Website ist responsive. Die Landing-Pages für die einzelnen Produkte funktionieren, sie zeigen wunderschöne Referenzbilder, erklären den Aufbau und die Materialien, sind sehr gut gegliedert und liefern die passende Wortwolke zum Produkt. kristallturm.de ist nach Meinung der Jury ein gelungenes Beispiel dafür, wie man heutzutage eine Website realisiert und alle funktional relevanten Anforderungen mit Design-Anspruch innovativ erfüllt.
Engel aus dem Rheinland
Kreativ und mit einer für die Branche ungewöhnlichen Idee präsentierte sich der Preisträger in der mit 4.000 Euro von Sponsor MEWA dotierten Kategorie „Beste Social-Media-Kommunikation“, der Stuckateurbetrieb Belz in Bonn. Um Kontakte zu festigen, neue zu erhalten und Aufmerksamkeit zu erzielen, lud Geschäftsführer Michael Christmann seine Kunden über XING und Facebook zu einer Weihnachtsbastelei der anderen Art ein: „Die Ladies Night war die Idee, zwanglos in gemütlicher Atmosphäre kleine Engelchen aus Gips zu gießen“, erklärt Christmann. Dazu gab es Sekt, fachliche Anleitung vom Chef und einen ungewohnten Rahmen zum Netzwerken.
Dass so an nur zwei Tagen in der Stuckwerkstatt über 100 Engelchen geboren wurden, lag nicht nur am perfekten Netzwerken, sondern auf Facebook sorgte zusätzlich ein kleines Werbebudget für die zielgenaue Bestimmung der Wunschteilnehmer. Zu den zahlenden Gästen gehörten unter anderem Kundinnen, Architektinnen, Netzwerkpartnerinnen und neue Interessierte aus den sozialen Medien. Die erste Veranstaltung war nach etwa vier Stunden ausgebucht, weitere folgten.Die Firma Stuck-Belz hat nach Meinung der Jury eindrucksvoll gezeigt, wie Handwerksbetriebe ihre Veranstaltungen über Social Media erfolgreich bewerben und die positive Atmosphäre der Events kommunizieren können. Der Betrieb macht deutlich, welches Potenzial in Social Media steckt, wenn man über eine große Liebe zum Gewerk verfügt und die Zielgruppe ernst nimmt.