30 Jahre handwerk magazin Technologietransfer, Förderprogramme und mehr vor 30 Jahren

Wir haben uns die Berichte der Erstausgabe von handwerk magazin im Oktober 1986 durchgesehen und Kontakt zu einigen Handwerksbetrieben und Handwerksunternehmern von damals aufgenommen.

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Wir wollten wissen: Wie haben sie die letzten 30 Jahre verbracht? Wie haben sich Ihre unternehmerischen Themen verändert, was sind heute Ihre Herausforderungen?

Technologietransfer: Damals wie heute

Technologietransfer lag schon vor 30 Jahren im Handwerk voll im Trend. Wir berichteten damals über Präzisionswerkzeugbauer Wilfried Rohlje und seine Firma WIRO. Er arbeitete mit der Technischen Hochschule in Aachen zusammen, um seine Spritzgießwerkzeuge bei der Konstruktion und der Werkstoffauswahl zu optimieren.

Handwerksunternehmer Wilfried Rohlje vor 30 Jahren in der allerersten Ausgabe von handwerk magazin. - © Archiv handwerk magazin

Der heute 83-Jährige hat vor 15 Jahren den Betrieb an Sohn Reiner Rohlje übergeben, ebenfalls Werkzeugmachermeister. „Technologietransfer ist bei uns nach wie vor enorm wichtig“, sagt Reiner Rohlje. Er kooperiert mit der RWTH in Aachen und mit dem Fraunhofer-Institut. WIRO ist Spezialist für Kunststoffverpackungen, zum Beispiel für Zahncremes. Der Betrieb ist mehrfach mit dem Preis „Excellence in Production“, dem Oscar für Maschinenbauer, ausgezeichnet worden. Der Exportanteil liegt bei 90 Prozent, Schwerpunkt ist außerhalb Europas. Vor 30 Jahren machte WIRO drei Millionen Mark Umsatz, heute sind es elf Millionen Euro.

Handwerksunternehmer Wilfried Rohlje heute mit Sohn und Nachfolger Reiner Rohlje. - © Rohlje

"Forschungsausgaben müssen steigen“

Im Oktober 1986 erklärte der damalige Bundesminister für Forschung und Technologie, Dr. Heinz Riesenhuber, unseren Lesern die Förderprogramme für kleine und mittlere Unternehmen. Auch heute kämpft er noch für KMUs.

Kämpfer für KMUs: Für Heinz Riesenhuber sichert Innovation unsere Zukunft. - © Archiv handwerk magazin

„Die Innovationsdynamik unseres Mittelstands nimmt ab“, warnte Heinz Riesenhuber am 18. März 2016 im Bundestag. Die Innovationsausgaben des Mittelstandes lagen vor 20 Jahren bei 2,7 Prozent, jetzt seien es 1,6 Prozent vom Umsatz. „Das ist schlecht“, so der Parlamentarier. Sein Rat: „Der Anteil der Forschungsausgaben am Bruttosozialprodukt wurde seit 2007 um 0,5 Pro- zent gesteigert. Allein der Bund hat seine jährlichen Forschungsausgaben um sechs Milliarden Euro gegenüber 2007 gesteigert. Weiter dieses Tempo zu halten wird für die Zukunft Deutschlands wichtig sein.“ Im kommmenden Jahr will sich der dann 81-Jährige aus der Politik zurückziehen und nach 40 Jahren nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Es waren 40 Jahre Engagement für den unternehmerischen Mittelstand.

Betriebsaufspaltung : Traditionsmodell mit Risiken

Die Immobilie ausgliedern – das wollen viele Handwerksunternehmer mit dem Ziel, dass diese im Fall der Insolvenz vor dem Zugriff der Gläubiger verschont bleibt. Ein Modell dafür ist die Betriebsaufspaltung. Bereits im ersten handwerk magazin war die Idee ein großes Thema. „Das Konstrukt ist für die Unternehmer allerdings mit dem Risiko einer Steuerfalle verbunden“, warnt Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Bernhard Leibfried, Partner der Kanzlei KKLB in Fellbach bei Stuttgart.

Das Konstrukt

Der Unternehmer spaltet die Handwerksfirma in zwei Teile – in eine Betriebs-GmbH und in ein Besitzunternehmen. Das Betriebsunternehmen führt das laufende Geschäft. Im Besitzunternehmen wird die Handwerksimmobilie gehalten, die dann an die GmbH verpachtet wird. Eine Betriebsaufspaltung entsteht, wenn beide Firmen von derselben Person oder den selben Personen gehalten werden. Das Problem: Es drohen hohe Steuerzahlungen, wenn das Konstrukt beendet wird.

Damals wie heute aktuell: Betriebsaufspaltung. - © Archiv handwerk magazin

Beispiel:

Der Unternehmer hat sich vor 30 Jahren für eine Betriebsaufspaltung entschieden. Er kaufte ein Betriebsgebäude für 100.000 Euro und hält es seitdem in einer Besitzgesellschaft. Jetzt übergibt er die Handwerksfirma an einen Nachfolger, die Immobilie will er behalten. Das Konstrukt fällt auseinander. Die Immobilie ist aber inzwischen 350.000 Euro wert. Das Finanzamt kassiert auf den „Mehrwert“ der Immobilie, auf die stillen Reserven, Einkommensteuer. Schlimmer noch: Der Fiskus kassiert ebenso Steuern auf die stillen Reserven in den GmbH-Anteilen der Betriebsunternehmung. Es können sich also vielfältige Probleme ergeben. „Wenn es eben geht, vermeiden wir daher lieber ein solches Modell“, so Leibfried.