Finanzierung Süße Häppchen für schwarze Zahlen

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Fördermittel

Existenzgründer benötigen außer Fachkompetenz und Wissen in Betriebswirtschaft vor allem finanzielle Sicherheit für ihren Schritt in die Selbständigkeit.

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    „Fachwissen allein sichert noch keine erfolgreiche Existenzgründung.“Stilla Probst, Wirtschaftscoach aus Unterföhring
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    Mittelbedarf Von allen Existenzgründern im Handwerk 2008 griffen 34 Prozent auf externe Finanzmittel zurück. Davon nutzten:

Süße Häppchen für schwarze Zahlen

Ein letzter prüfender Blick und schon verschwindet ein Löffel Mangosorbet in Tamara Geiers Mund, nachdenklich lässt sie sich die feine Köstlichkeit auf der Zunge zergehen. Drei Sekunden später zieht sie ihre Lippen zu einem breiten Lächeln – so kann das Sorbet in den Verkauf.

Tamara Geier ist Konditormeisterin und fachlich geprüfte Speiseeisherstellerin. Vor einem Jahr eröffnete die 24-Jährige ihr Café „kommod“ mit Konditorei in Illingen.

Damit war sie eine von 797.000 Personen, die sich 2008 bundesweit selbständig gemacht haben, 17 Prozent davon im Handwerk. Das ergab der KfW-Gründungsmonitor 2009. Seit 2004 nimmt das Gründungsgeschehen in Deutschland ab, auch wenn 2008 der Rückgang um sieben Prozent den Trend etwas gebremst hat. Für 2010 erwarten die Autoren des Gründungsmonitors steigende Gründerzahlen aus den Reihen der Arbeitslosen, wenngleich das keinen Gründerboom auslösen wird.

Bankdarlehen und Förderkredite beliebt

Auch wenn die Zahlen der Gründer im Handwerk insgesamt sinken, ist der Bedarf an zusätzlicher finanzieller Starthilfe groß. 2008 waren mehr als 70 Prozent aller Gründer auf finanzielle Mittel angewiesen. So auch Tamara Geier, die ein Bankdarlehen und einen Förderkredit nutzte; übrigens die am häufigsten in Anspruch genommenen Finanzierungsprodukte von Gründern.

Wirtschaftscoach Stilla Probst empfiehlt die Nutzung von Fördergeldern. „Ohne zusätzliche finanzielle Förderung hätte ich mich nicht selbständig machen können“, resümiert Geier. Sie machte sich nach einer kurzzeitigen Arbeitslosigkeit selbständig, plante diesen Schritt aber bereits seit ihrer Ausbildung. Zwar verfügte sie über Eigenkapital von 25000 Euro, aber sie benötigte Geld für ein Café, Konditorei-Verkaufsbereich, Backstube und natürlich Personal. „Hinzu kommt, dass sich Lieferanten gerade bei Gründern wenig flexibel zeigen“, sagt Probst. Unmittelbare Zahlung bei Lieferung und ungünstigere Konditionen müss-ten Gründer oft in Kauf nehmen.

Finanzen planen

Wenigstens die Wirtschaftskrise konnte Geier nichts anhaben, „denn Torten und Eis werden immer gern gegessen“, lacht die motivierte Unternehmerin. Ihr Vorhaben war von langer Hand geplant, auch finanziell.

„Eine umfassende Planung beinhaltet viel Bürokratie“, erklärt Gründercoach Probst. Genau diese nennt Tamara Geier „Horror“ und denkt dabei an den Kampf um finanzielle Fördermittel. Vorsicht mahnt Probst: „Ohne Hausbank geht hier nichts!“ Das hat auch Tortenprofi Geier gemerkt. Zu ihrer Hausbank, der Volksbank Pforzheim, hatte sie dank Vater Harrys Kontakten einen guten Draht. Der Bankberater stellte ihr mehrere Förderprogramme vor und sprach Empfehlungen aus. „Aber die KfW war ganz schön penibel und wollte ständig neue Bescheinigungen von mir“, erinnert sich Geier an einen „schier endlosen Papierkrieg“.

Nach gut sechs Monaten schließlich erhielt Geier ihr Geld vom Gründungs- und Wachstumsfinanzierungsdarlehen der L-Bank, die dieses gemeinsam mit der KfW Mittelstandsbank anbietet. Zusätzlich gab es das Unternehmerkapital – ERP-Kapital für Gründung. Durch beide Produkte hatte die Konditormeisterin etwa 140.000 Euro zur Verfügung. Die Rückzahlung wird für zwei beziehungsweise sieben Jahre ausgesetzt. Zeit genug, das Café zu etablieren.

Verschiedene Sicherheiten wählen

Ein Kontokorrentkredit ihrer Hausbank schafft weitere finanzielle Sicherheit. Als zwischenzeitlich weitere Investitionen notwendig wurden, war das Geld zwar knapp, aber zu keiner Zeit aus; dank der Förderkredite. Auch mit ihrer umfangreichen Inanspruchnahme von Gründerförderungen widerspricht Geier einem Trend, denn 74 Prozent aller Gründer mit externem Finanzierungsbedarf gehören laut KfW dem Mikrofinanzierungsbereich bis 25.000 Euro an.

Von Anfang an zur Seite stand ihr die Unternehmensberaterin Susanne Ludwig. Ob Business- oder Finanzplan, Ludwig beriet und korrigierte kleine Planungsfehler. Auf diese Hilfe setzt die 24-jährige Konditormeisterin noch heute. Dazu rät auch Wirtschaftscoach Probst, denn „viele machen den Fehler zu denken, nach der Eröffnung brauche man keinen Expertenrat mehr.“ Oft fehle es nämlich an der Detailplanung der Mittel. „Hier können sich Gründer auf die Erfahrung von Beratern verlassen.“

Schon nach drei Monaten schrieb Geier schwarze Zahlen, „im Moment läuft alles wie geplant“, sagt sie und dankt das neben der Finanzspritze vor allem ihrer Familie . Denn während sie neue Torten kreiert, ist die restliche Geier-Familie im und hinter den Kulissen des Cafés zu Gange. Ohne diese Hilfe – und das völlig tilgungsfrei – hätte sie ihren Traum von der Selbständigkeit niemals realisieren können.