Strompreis: Teurer durch erneuerbare Energien?

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In aktuellen Debatten über die Energiewende wird häufig eingewendet, der Ausbau der Erneuerbaren Energien treibe den Strompreis nach oben. Doch entspricht das den Tatsachen, steigern Erneuerbare Energien den Strompreis wirklich?

Der Strompreis setzt sich aus vielen Komponenten zusammen. - © ddp

Um die Frage zu beantworten, muss erst einmal die Zusammensetzung des aktuellen Strompreises durchleuchtet werden. Der Strompreis enthält verschiedene Komponenten. Zum einen sind darin die reinen Erzeugungskosten von konventionellen Energien wie Kohle und Atom enthalten. Außerdem sind Netzentgelte, Stromvertrieb, Steuern und Konzessionsablagen und eben auch Umlagen wie die EEG-Umlage enthalten. Diese macht jedoch nur etwa 21 Prozent des Strompreises aus.

Auch die EEG-Umlage wird nicht ausschließlich für die Förderung Erneuerbarer Energien verwendet. Außerdem können sich energieintensive Großbetriebe bei entsprechenden Voraussetzungen von der Umlage befreien lassen. Diesen bringt das natürlich finanzielle Vorteile, für den Rest der Kunden steigt die EEG-Umlage dadurch aber an. Die reinen Förder-Anteil für Erneuerbare Energien in der EEG-Umlage sind seit 2012 nur um ca. 0,4 ct/kWh gestiegen.

Börse bestimmt Strompreis

Der Strompreis wird hauptsächlich durch die Preisentwicklung an den Großhandelsmärkten für Strom wie zum Beispiel der EEX, der Strombörse in Leipzig, bestimmt. Die Preisentwicklung bei Braun- und Steinkohle, Öl und Gas beeinflusst den Strombörsenpreis genauso wie die Einspeisung der Erneuerbaren Energien. Der Endstrompreis des Beziehers beinhaltet außerdem auch den Gewinn des Energieversorgungsunternehmens. Und deren Gewinne sind in den letzten Jahren pro Kilowattstunde deutlich angestiegen. Das liegt daran, dass positive Preisentwicklungen oft nicht an die Endkunden weitergegeben werden.

Über den sogenannten Merit-Order-Effekt senkt beispielsweise der eingespeiste Solarstrom gerade zu Hauptlastzeiten schon heute den Börsenstrompreis. Durch die Stromgewinnung aus regenerativen Quellen fallen außerdem die durch konventionelle Energiegewinnung entstehenden massiven Folgekosten durch klimatische Schäden weg. Diese sind aber natürlich schwer zu beziffern.

Fehlende Transparenz auf der Rechnung

Die meisten Folgekosten aus Kohle, Öl und Atom sind diffus und lassen sich nicht genau fassen. Nichtsdestotrotz müssen die Steuerzahler sie über irgendeinen Kanal zahlen. Schon in der Rückbaudebatte von Atomkraftwerken soll der Steuerzahler nach Ansicht der Energieriesen deren Rücklagendefizite am liebsten direkt ausbaden. Ein weiterer Grund für den Mythos: Auf der Stromrechnung ist die EEG-Umlage, was die langjährigen Förderungen für konventionelle Energien eben nicht sind - explizit ausgewiesen.

Durch diese einseitige Transparenz entsteht eine Schieflage in der öffentlichen Wahrnehmung. Ein Stück weit ist diese Intransparenz natürlich auch historisch gewachsen. Viele Subventionen für Atom und Kohleenergie gibt es schon über einen langen Zeitraum und werden aus dem Staatshaushalt finanziert. Doch manchmal entsteht auch den Eindruck, Sorgen und Ärger der Bürgerschaft über den vermeintlichen Preistreiber Grünstrom sollen durch die explizite Hausstellung der Kosten zur Förderung Erneuerbarer Energien gezielt geschürt werden.

Aufklärung über Stromkosten und Anbieterwechsel

Realität ist, dass viele Endkunden die Kosten, den Anbieter und die Energiequellen ihres Stroms gar nicht im Blick haben. Um den Mythos des teuren Grünstroms aufzuklären, ist also zunächst eine Aufklärung der Kunden über die Zusammensetzung ihrer Stromkosten wichtig. Dazu gehört auch die Information, dass die EEG-Umlage teilweise aufgrund niedriger Börsenstrompreise und nötiger Kompensation der Großindustrie-Privilegien steigt. Wichtig für den Kostenschutz der Bürger im Bereich der Stromerzeugung sind außerdem konkrete rechtliche Rahmenbedingungen, die gewährleisten, dass die Anbieter konventioneller Energien ihre entstehenden Folgekosten selbst tragen, statt sie dem Steuerzahler zu überlassen.

Eine Methode hierfür wäre unter anderem die erfolgreiche Ausgestaltung des Emissionshandels mit einem angemessen hohen Preis für CO2. Die Stromkunden selbst haben natürlich immer die Möglichkeit, Preise zu vergleichen und sich nach anderen Anbietern umzusehen. Grünstrom-Anbieter können konventionelle Konkurrenten dabei inzwischen teilweise sogar unterbieten. Und mit dem Bezug von Grünstrom lassen sich mit jeder verbrauchten kWh massive Folgekosten ganz einfach vermeiden.