Seifriz-Preis: Keimfreie Leuchtmittel für OPs

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Ende September wurden zum 26. Mal die Seifriz-Preise verliehen. Ein Preis des handwerk magazins ging in diesem Jahr an das Stuttgarter Fraunhofer-Institut IPA für ein Kooperationsprojekt mit dem Handwerksunternehmen Fa. Fischer Elektro-und Beleuchtungstechnik für Leuchten, die speziell für den Einsatz in hochreinen und hygienischen Bereichen geeignet sind. Der Seifriz-Preis ist mit insgesamt 15 000 Euro dotiert.

Der Unternehmer Friedrich Fischer (li.) und der IPA-Wissenschaftler Frank Bürger (re.) gewannen für die gemeinsam entwickelte reinraumtaugliche Leuchte den Seifriz-Preis 2014. - © KD Busch

Presseberichte über schwere bakterielle Infektionen in namhaften Kliniken machten den Unternehmer Friedrich Fischer auf die Risiken aufmerksam, die von Reinraumleuchten ausgehen können. Dicht- und Klebstoffe, das hatte er gelernt, sind die Nahrungsgrundlage für Bakterien. Diese setzen sich hinter Spalten, Ecken und Kanten ab. Auch mit Desinfektionsmitteln können nicht alle Bakterien abgetötet werden. Gefahr erkannt, und gebannt? Fischer wandte sich an das Fraunhofer IPA. Gemeinsam mit Frank Bürger, Marion Schweizer, Markus Keller, Gaby Baum und Ute Ringe von der Abteilung Reinst- und Mikroproduktion des Fraunhofer IPA entwickelte Fischer Leuchten, die für den Einsatz in Reinräumen nach GMP der Klasse A und B sowie ISO Klasse 1 geeignet sind.

Werkstoffe, die Mikroorganismen nicht mögen

„Wichtig war die Auswahl geeigneter Werkstoffe, weil Lacke, Dicht- und Klebstoffe den Mikroorganismen als Nahrungsgrundlage dienen. Außerdem gasen diese Werkstoffe häufig aus. Die dabei freigesetzten molekularen Kontaminationen können in der Mikroelektronik immensen Schaden verursachen. Besonders zu berücksichtigen ist das Ablöseverhalten von feinsten Staubteilchen, die Träger von Keimen sein können", erklärt IPA-Projektleiter Frank Bürger. „Wir fanden gemeinsam mit Herrn Fischer geeignete Werkstoffe, z. B. Dicht- und Klebstoffe mit hoher biologischer und chemischer Beständigkeit, nahezu ausgasungsfreie Pulverlacke, Werkstoffkombinationen mit geringstem Partikelemissionsverhalten sowie silikonfreie Materialien, die dazu beitrugen, die angestrebten Reinheitskriterien zu erfüllen. Das Fraunhofer IPA verfügt über große Expertise auf dem Gebiet der reinen Produktion und Reinraumlabore mit modernster Prüftechnik, um solche Fragestellungen effizient zu bearbeiten", so Bürger weiter.

Das Design ist entscheidend

Ein weiterer wesentlicher Baustein im Entwicklungsprozess war das richtige Design der Leuchten. Ecken und Kanten fördern nämlich die Anlagerung von Kontaminationen. „Wir haben durch einen kaskadenförmigen Aufbau unserer Leuchten und VSG-Scheiben eine vollumfängliche Deckenbündigkeit erreicht", freut sich Friedrich Fischer.

Die Minimierung des Energieverbrauchs war nicht nur wegen der Kosten und der Umwelt von besonderer Bedeutung. Wärme – und hier ist das die Abwärme der Leuchten – fördert das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Sporen und Temperaturunterschiede führen zu erhöhten Luftbewegungen und Turbulenzen. »Wir konnten den Grundenergiebedarf – und dadurch auch die entsprechende Wärmeentwicklung – durch wirtschaftliche Leuchtmittel und unsere neuen Spiegelreflektoren fast halbieren«, stellt Fischer nicht ohne Stolz fest. Durch das Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer IPA hat die Firma Fischer einen erheblichen Entwicklungsvorsprung und damit natürlich enorme Wettbewerbsvorteile erzielt.

Das ist der Seifriz-Preis

Das Anliegen des von unterschiedlichen Interessenvertretern des Handwerks ausgeschriebenen Seifriz-Preises ist es, Kooperationen zwischen Wissenschaft und Handwerk zu fördern und auszuzeichnen. Deutschlandweit sind drei Preise vergeben worden. Veranstaltet und gefördert wird der bundesweite Seifriz-Preis vom handwerk magazin gemeinsam mit der Signal Iduna Gruppe Versicherungen und Finanzen in Zusammenarbeit mit der Steinbeis-Stiftung. Der Preis wurde im Jahr 2014 zum 26. Mal für erfolgreiche Kooperationsprojekte von Handwerksunternehmen mit der Wissenschaft vergeben, die sich auf die Entwicklung neuer Produkte, Verfahren, Dienstleistungen oder neuer Formen der betrieblichen Organisation beziehen. Unterstützt wird der Wettbewerb vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), dem Baden-Württembergischen Handwerkstag und seinen Mitgliedern, den Handwerkskammern aus Nordrhein-Westfalen, dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg sowie durch Sponsoren aus der Wirtschaft. Für die Organisation ist der Verein Technologietransfer Handwerk e.V. verantwortlich.