PR und Öffentlichkeitsarbeit: Gekonnt kommunizieren

Wie kommt man überhaupt in die Presse, was sind Kardinalfehler und wie weiß man überhaupt, was die Menschen interessiert? Praktische Tipps von Malermeister Volker Geyer.

Malermeister Volker Geyer erzielt inzwischen die Hälfte des Umsatzes durch Online-Marketing. - © Tim Wegner

Malermeister Volker Geyer spricht Klartext: „Durch Internetmarketing generiere ich 80 Prozent meiner Neukunden, und ich verdanke ausschließlich meinen Kommunikationsanstrengungen ein jährliches Umsatzwachstum von 30 Prozent“, so der Handwerksunternehmer aus Wiesbaden. Volker Geyers Website malerische-wohnideen. de besuchen jeden Monat 100.000 Besucher und rufen dabei 250.000 Seiten ab. Er schreibt in einem Blog, veröffentlicht dort etwa Bilder seiner zufriedenen Kunden und zeigt auf dem modernen Social Media Bilder-Portal Pinterest Bilder seiner kreativen Arbeiten. Kurz: Volker Geyer ist Kommunikationsprofi.

Reden ist Gold
Auf Kommunikation zu verzichten, heißt Potenziale zu verschenken. Selbst kleine und mittelständische Unternehmen können mit überschaubaren Mitteln große Sprünge machen „Etwas zu sagen ist immer besser, als gänzlich den Mund zu halten. Wer nicht von sich Reden macht, über den wird nicht geredet. Produkte, Unternehmen oder Ideen brauchen Öffentlichkeit für ihren Erfolg. Gerade wer mit seiner Kommunikation ganz vorne anfängt, kann sich mit wenig Aufwand aber einer präzisen Anleitung eine solide Kommunikationsgrundlage schaffen“, weiß etwa die erfahrene Hamburger Kommunikationsberaterin Kathrin Behrens. Eine solche Anleitung für die Kommunikation mit der Presse hat PR-Profi Michael Jansen zusammengetragen. Fazit: Eine gute Planung ist alles und gute Kommunikation kein Hexenwerk. Zudem, so sie die von Jansen genannten Tipps tatsächlich beherzigen, laufen Chefs auch nicht Gefahr, die typischen Kardinalfehler zu begehen, wie: Einbahnstraßenkommunikation oder mangelnde Authentizität.

Kritik und Meinungen akzeptieren
Denn: Ist das Fass Kommunikation einmal geöffnet und bieten Unternehmer mehr Transparenz, darf diese nicht plötzlich ins Stocken geraten oder gar rückgängig gemacht werden. „Wenn man sich auf Kommunikation eingelassen hat, dann muss man auch zuhören, andere Meinungen akzeptieren, Kritiker verstehen und Offenheit und Ehrlichkeit an den Tag legen“, rät Volker Geyer. Und das gilt besonders für soziale Netzwerke, die ja von Zwei-Kanal-Kommunikation leben.

Hier Kommentare abzudrehen oder einfach nur abzutauchen ist schlechter Stil, der einen sehr negativen Bumerang-Effekt auslösen kann. Ebenso negativ sind PR und Öffentlichkeitsarbeit allerdings, wenn Handwerker zwar theoretisch wissen, wie sie ihren Kunden und Interessenten Botschaften „verkaufen“ möchten - aber schlicht die Botschaften fehlen, das heißt: die Themen.

Doch auch in diesem Punkt greifen feste Prinzipien. So sollten Chefs, erstens, in den Themen, mit denen sie an die Öffentlichkeit gehen, das Besondere suchen. Eine Pressemitteilung beispielsweise muss eine Nachricht enthalten, die von allgemeinem Interesse ist. Und das ist immer Neues, Ungewöhnliches, Überraschendes und Eindeutiges. Solche möglichen Anlässe für eine Kommunikationsmaßnahme sind etwa ein neues Produkt oder neue Entwicklungen. Das können aber genauso wichtige Zahlen aus dem Unternehmen sein, ein Jubiläum, Investitionen, die Schaffung von Arbeitsplätzen oder auch Auszubildende mit einer guten Abschlussnote. Schließlich Events, an denen sich der Betrieb beteilgt, Auszeichnungen oder soziales Engagement. Kurz: es existiert eine breite Themenpallette, die auch Handwerker gezielt ausschöpfen können.

Wichtig ist dann nur allerdings, dass diese Themen anschließend nicht nur ehrlich, sondern auch authentisch dem „Publikum“ vermittelt werden. „Wir sind Handwerker und keine Schriftsteller. Unsere Leser verzeihen uns sicher eher einen Rechtschreibfehler als eine beschönigende Aussage“, rät Malermeister Geyer. Und ergänzt: „Zu einer authentischen Kommunikation gehört auch Emotion. Man muss als Handwerker nicht den sachlichen Stil eines Nachrichtensprechers pflegen“, weiß der erfahrene Kommunikationsfan Geyer.

Solche Emotionen - das Internet macht´s möglich- müssen Chefs übrigens nicht ausschließlich in Text und Bild verpacken. Sondern gerade das Handwerk, in dessen Prozessen viel passiert und dessen Arbeitsabläufe immer von viel Aktivität geprägt sind, sollte sich auch mit dem Medium Video anfreunden. Dafür reicht selbst die HD-Kamera moderner Smartphones.

Damit können Chefs mit ein wenig Einübung eindrucksvolle Filme produzieren, in denen sie dann das besonders stilvoll verlegte Parkett, das pfiffige Fliesenmuster oder die gelungene Haus-Renovierung in Bild und Ton vorstellen. Geeignete Videoschnittsoftware gibt es als App für ein paar Euros dazu. Fehlt dann nur noch kostenfreie Hintergrundmusik, auch diese gibt es zuhauf passend im Web, und fertig ist das Handwerk-Hollywood. Inhaber, die sich ein wenig schlau machen möchte, wie ein pfiffiges Video auszusehen hat, kann vor der Produktion beispielsweise bei amateurfilm-forum.de vorbeischauen. Hier geben ambitionierte Hobbyfilmer Tipps oder verlinken auf brauchbare Youtube-Videos.

Grundsätzlich gilt: Die Verpackung ist weniger wichtig als der Inhalt. Wer als Chef etwa originell Tipps verrät, mit denen der Hobbyhandwerker zuhause punkten kann, liegt goldrichtig. Wie nützlich solche Videos sein können, bestätigte auch eine Studie des Werbevideoportals ClipVilla GmbH. Das Unternehmen ließ 205 Entscheider im deutschen Mittelstand befragen. Demnach bestätigten zwar 74 Prozent der Befragten, dass Videos einprägsamer seien als reine Texte und Broschüren, doch werden diese derzeit nur von 35 Prozent der Unternehmen insgesamt verwendet. Wenngleich sich alle Befragten einig waren, dass bewegte Bilder gegenüber Broschüren oder Flyern auch eindeutige Vorteile böten: 52 Prozent waren der Meinung, dass Videos das eigene Produkt tendenziell besser verkaufen. Gleichzeitig gaben 62 Prozent der Befragten an, dass Videos die Produktvorteile besser vermitteln.

Fazit: Chefs sollten sich mit etwas Übung und viel Herzblut durchaus auf ein kommunikatives Abenteuer einlassen. Denn wie heißt es im Handwerk so schön: Übung macht den Meister- was auch die bekannte PR-Fachfrau Kerstin Hoffmann bestätigt: „Ein Handwerkerbetrieb mit der professionellen Kommunikation eines Großkonzerns wäre mir wahrscheinlich eher suspekt. Da würde ich als ganz normaler Verbraucher Vorgefertigtes von der Innung vermuten– oder argwöhnen, dass mein Handwerker zu teuer ist, weil er zu viel Geld in Werbung steckt.“

*Dieser Beitrag ist Teil der handwerk magazin-Sonderpublikation "Perfekte PR für Betriebe" in Kooperation mit DieRedaktion.de