Kfz-Betrieb Ladies und Familien first

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Sebastian Erwigs Werkstatt „Ladies First“ ist frauen- und ­familienfreundlich. Sein Konzept ist im Einzugsgebiet konkurrenzlos.

Sebastian Erwig wollte keine dunkle Schrauberhöhle, sondern eine ­familienfreundliche Werkstatt. - © Rainer Lebherz

Der Name hilft, der Name hemmt. Sebastian Erwig (31) hat beide Seiten erfahren, seit er im September 2012 „Ladies First“ gründete. Von der ursprünglichen Idee, eine Werkstatt nur für Frauen zu eröffnen, riet ihm die Handwerkskammer nach einer Analyse ab. Zu wenig mögliche Kundinnen in der Gegend.

Aber der Kraftfahrzeugtechnikermeister ließ sich nicht entmutigen. Für ihn war klar, dass seine freie Werkstatt in Horb am Neckar vor allem Autofahrerinnen ansprechen sollte. Also weg von der „dunklen Schrauberhöhle“ hin zur freundlichen, hellen Werkstatt mit Familienatmosphäre. Er richtete eine Kinderspielecke ein, gestaltete die Annahme eher wie ein Wohnzimmer mit weißen Sesseln und weißen Regalen.

Erfolgsfaktor vertrauensvoller Service

Doch noch wichtiger als die Optik: vertrauensvoller Service. „Ladies First“ bedeutet auch „alte Schule“. Ehrlichkeit und Aufmerksamkeit zählen noch etwas. Erwig nimmt sich für jede Kundin die Beratungszeit, die benötigt wird. Zusammen schauen sie unter das Auto, repariert wird nur das, was ansteht, nichts wird zusätzlich aufgeschwatzt. „So kommt bei den Frauen erst gar nicht das Gefühl auf, übergangen oder übervorteilt zu werden“, sagt Erwig.

Weiterempfehlung auf ganzer Linie

Der Erfolg gibt ihm Recht. Alle Frauen kommen nicht nur wieder, sie bringen beim nächsten Mal ihren Mann mit oder empfehlen die Werkstatt gleich an Bruder oder Vater weiter. Waren es anfangs über 80 Prozent Kundinnen, kommen heute 50 Prozent Frauen, 50 Prozent Männer. Männer, denen es vorher noch zu peinlich war, in eine Werkstatt namens „Ladies First“ zu gehen.

Auch unter Kollegen und Lieferanten hatte Erwig gegen Vorurteile zu kämpfen. Es war nicht einfach, als vollwertige Werkstatt akzeptiert zu werden. Doch die Anlaufschwierigkeiten sind überstanden, der Betrieb mit drei Teilzeitangestellten und einem Azubi macht Gewinn. Und falls mal mehr männliche statt weibliche Kundschaft kommt? „Name und Konzept werden nicht mehr geändert!“