Online-Marketing: So programmieren Sie Ihre Website auf Erfolg

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Sie prägt das Image und ist fast immer erster Anlaufpunkt für Kunden: die eigene Website. Diese Grundregeln bei ­Inhalt und Gestaltung müssen Sie dabei beachten, wenn der Erfolg von Dauer sein soll.

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    © Stephan Minx
    Bäckermeister Jürgen Wild hat seinen Web-Auftritt mit Hilfe von Tochter Bianca komplett überarbeitet.
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    © Jens Nieth
    „Unser Web-Auftritt soll so individuell sein wie die Möbel, die wir bauen.“ Alfred Jacobi, Inhaber der Werk­stätten für Möbel und Innenausbau in Bochum.

Seit Längerem schon wollte Jürgen Wild den Internetauftritt seines Betriebes von Grund auf neu gestalten. „Unsere Website war bereits rund 15 Jahre im Netz“, blickt der Inhaber der Bäckerei Wild, die Filialen in Nürnberg und Fürth betreibt. Selbstverständlich seien die Inhalte seit dem Start der Website regelmäßig aktualisiert, auch bestimmte gestalterische Elemente überarbeitet worden. „Dennoch wirkte der Auftritt insgesamt nicht mehr wirklich frisch“, stellte der Franke selbstkritisch fest.

Was den Unternehmer aber noch mehr störte: „Ich konnte fast nichts an der Seite eigenhändig bearbeiten.“ Denn der Auftritt basierte auf einem Online-Redaktionssystem, das Wilds allererster Internetdienstleister selbst entwickelt hatte. „Änderungen führten damit häufig zu unerwünschten Ergebnissen, oftmals waren Programmierkenntnisse erforderlich, vieles konnte überhaupt nicht realisiert werden, wie zum Beispiel ein Onlineshop“, so Wild. Selbst für kleinere Aktualisierungen musste er einen Internetprofi einspannen. Mit dem Relaunch wollte der Bäckermeister direkten Zugriff auf die Seite gewinnen, „und zwar ohne selbst zum Internet-Programmierer werden zu müssen“.

So erhalten Sie Profi-Optik

Ein Wunsch, den laut Studie der Telegate AG in München-Martinsried viele Chefs in Klein- und Mittelbetrieben (KMU) haben: Sie möchten eine moderne und komplexte Online-Präsenz, deren Pflege für den Chef mit möglichst wenig persönlichem Zeitaufwand verbunden ist. Knapp zwei Drittel der befragten KMU lassen deshalb ihren Internetauftritt von einer Agentur erstellen, gut ein Drittel ist bereit, dafür einen vierstelligen Betrag zu investieren.

Aufgrund der schnellen und leichten Bedienbarkeit erfüllen die von Internetprovidern wie Strato oder 1&1 angebotenen Homepage-Baukästen (siehe auch Online-Hinweis) am ehesten die von den KMU-Chefs geforderten Kritierien. „Vor allem cloudbasierte Homepage-Baukästen ermöglichen es selbst Laien, Webseiten mit professioneller Optik und ausgefeilten Funktionalitäten selbst zu produzieren“, bestätigt Robert Brandl, dessen Dienst websitetooltester.de Webseitensysteme professionell bewertet.

Jürgen Wild entschied sich nach ausführlichen Recherchen für jimdo, einen Anbieter aus Hamburg. „Ich fand das Programm sehr leicht bedienbar, und es ist mit allen Funktionen ausgestattet, die ich benötige“, begründet der 49-Jährige seine Wahl. Dank einer verfügbaren Gratisversion konnte er zudem ohne Risiko beginnen zu experimentieren. Zu seiner eigenen Überraschung benötigte er nicht einmal eine Woche, bis seine komplett selbst gebaute neue Firmen-Homepage unter baeckerei-wild.de an den Start gehen konnte.

Als „Rohstoff“ hatte der Handwerksmeister eine von 120 Vorlagen genutzt, die der Online-Baukasten bereithielt. „In vielen Details habe ich diese dann meinen Wünschen angepasst“, berichtet er. So fügte er sein Firmenlogo ein, änderte die Position der Bedienleiste, ebenso Schriftarten und Farben. Anschließend kreierte er eine Unterseite nach der anderen – zu Themen wie „Angebote“, „Team“ oder „Kunden“. „Die nötigen Fotos fertigte ich selbst mit dem Smartphone an, Texte übernahm ich teilweise durch Kopieren und Einfügen von meiner bisherigen Homepage. Einige verfasste ich neu“, verrät der Chef von 34 Mitarbeitern. Was ihn vom ersten Klick an begeisterte: „Jede Änderung, die ich vornahm, konnte ich sofort auf der Seite sehen.“

Auf einen Blick: Die wichtigsten Regeln fürs Web-Design

  • Nutzerfreundlichkeit: Eine klar strukturierte und übersichtliche Homepage hilft Ihren Besuchern zu finden, wonach sie suchen: Informationen. Platzieren Sie Menüs dort, wo der Nutzer sie erwartet (also: links oder oben) und versehen Sie Schalter mit Bezeichnungen, die er kennt (wie zum Beispiel „Produkte“, „Service“ etc.).
  • Aufbau: Die wichtigsten Informationen jeder Seite sollten Besucher stets auf den ersten Blick erfassen können, ohne scrollen zu müssen. Machen Sie Neukunden darüber hinaus die Kontaktaufnahme so leicht wie möglich: Ein „Jetzt einen Termin vereinbaren“-Banner hilft Wunder.
  • Farben: Medizinische Berufe treten oft mit einer Kombination aus Weiß und Türkis auf, für Bestatter eignen sich eher warme Erdtöne. Grün steht für Frische, Vertrauen wird mit Blau hergestellt. Wählen Sie die Farben passend zu den Assoziationen, die Sie mit Ihrem Unternehmen verbinden.
  • Schriften: Verwenden Sie nicht mehr als zwei bis drei Schriftarten – etwa um Lauftexte, Überschriften und Gestaltungselemente voneinander abzusetzen. Nutzen Sie Webfonts wie zum Beispiel unter google.com/fonts in gut lesbarer Größe.
  • Bilder: Großformatige Bilder zeigen auf den ersten Blick, was Ihre Firma leistet. Sympathische Aufnahmen Ihres Teams und des Betriebes sind authentischer als austauschbare Branchen- Stockfotos. Fotos sollten zudem vor dem Upload immer komprimiert werden, um eine schnelle Ladegeschwindigkeit der Website zu gewährleisten.
  • Inhalte: Ersetzen Sie Texte und Bilder der Homepage- Baukästen durch eigene Inhalte. Denn Suchmaschinen wie Google bestrafen „doppelten Content“ mit schlechten Platzierungen. Verwenden Sie Texte und Bilder anderer Autoren nur mit deren Einverständnis, alles andere ist Diebstahl.

Zu viel Bequemlichkeit straft Google ab

Bei allem Komfort haben Online-Baukästen aber nicht nur Vorteile, wie Tobias Kerstin vom Vermarktungsportal WinLocal unterstreicht. Die größte Gefahr liege in der Bequemlichkeit der Nutzer: „Anders als Bäcker Wild können viele der Verlockung nicht widerstehen, die Vorlagen inklusive der darin enthaltenen Bilder und Texte einfach zu übernehmen“, nennt der studierte Mediengestalter die wohl gefährlichste Tücke. Im Ergebnis stünden viele äußerst ähnliche Firmenwebsites im Netz. Die wiederkehrenden Inhalte irritieren nicht nur Besucher, wie Kerstin unterstreicht, „sie werden auch von Suchmaschinen wie Google mit schlechten Platzierungen in den Trefferlisten abgestraft“.

Auf ein anderes Risiko verweist Soft­ware-Tester Robert Brandl. „Wer Webbaukästen nutzt, bindet sich relativ eng an den gewählten Dienstleister“. Dies sei kaum anders als bei Website-Generatoren, die als Kaufsoftware auf dem Rechner des Anwenders installiert werden. Benötige der Anwender eines Tages Funktionen, die im System nicht vorgesehen seien, bleibe häufig nur der Wechsel zu einem anderen Anbieter, „was neben dem Umzug der Domain und der zugehörigen E-Mail-Adressen in der Regel auch den Neuaufbau der Seite verlangt“.

Alternativen zu Baukasten-Systemen

Wer weg will von der Standardlösung, für den bieten sich die bereits genannten Web-Generatoren zur Selbstinstallation an. Programme wie Magix Webdesigner, NetObjects Fusion oder Serif X8 weisen viele Ähnlichkeiten mit den Baukästen auf. So gibt es Vorlagen, die intuitiv und ohne Programmierkenntnisse angepasst werden können. Allerdings muss der Nutzer die Software auf dem eigenen Computer installieren und somit selbst aktualisieren. Die Veröffentlichung der produzierten Homepage ist etwas komplizierter, dafür kann der Hosting-Anbieter meist frei gewählt werden. Neben dem Kaufpreis (ab circa 100 Euro) fallen zusätzliche Gebühren für Domain und Hosting an.

Eine weitere Möglichkeit für die Erstellung und Pflege von Webseiten sind Redaktionssysteme, die von Experten auch „Content Management Systeme“ (CMS) genannt werden. Sie basieren überwiegend auf Open-Source-Projekten, die durch Communities weiterentwickelt werden, kostenlos verfügbar und frei veränderbar sind. Beliebte Vertreter sind zum Beispiel WordPress, Contao oder Redaxo. Anwender können auf (teils kostenpflichtige) Vorlagen zurückgreifen. Die Installation der Software verlangt jedoch ebenso wie die Veränderung von Vorlagen und die Veröffentlichung produzierter Seiten einiges Spezialwissen.

Nicht nur aus diesem Grund wählte Alfred Jacobi, Inhaber der gleichnamigen Werkstätten für Möbel und Innenausbau in Bochum, beim Relaunch seiner Firmen-Homepage einen anderen Weg. Statt auf vorgefertigte Software setzte er auf die Zusammenarbeit mit einem Designer und einem Programmierer. „Unsere Website sollte so individuell sein wie die Möbel, die wir bauen“, begründet der Unternehmer seine Entscheidung gegen Standardsysteme.

Unter alfredjacobi.de illustriert ein Apfel mit eingebauter Schublade die Kreativität des Unternehmens und macht den Auftritt für Besucher unverwechselbar. „Die Webseite unterhält, ist übersichtlich und sehr benutzerfreundlich“, urteilte eine Jury, die den Auftritt 2014 als „Handwerkerseite des Jahres“ in der Kategorie Holzverarbeitung auszeichnete.

Individualität hat ihren Preis

Das Redaktionssystem Contao, das dem Auftritt zugrunde liegt, gewährt Jacobi eine nahezu uneingeschränkte Gestaltungsfreiheit. Als Open-Source-System kann die Software jederzeit beliebig angepasst und weiterentwickelt werden, eine weltweite Community stellt zudem laufend neue Module zur Verfügung.

„Um zusätzliche Funktionen in unsere Website einzubinden, benötige ich allerdings einen Profi“, räumt der Inhaber des 14 Mitarbeiter zählenden Unternehmens ein, der insgesamt mehrere Tausend Euro in den Auftritt investiert hat. „Inhaltliche Aktualisierungen aber kann ich über Eingabemasken jederzeit selbst vornehmen“, erläutert Jacobi.

Für Bäckermeister Jürgen Wild belaufen sich die finanziellen Ausgaben für seine Homepage auf lediglich fünf Euro monatlich. „Dabei ist sogar ein Shop für bis zu 15 Produkte inklusive“, erklärt der Franke die Vorzüge. Rechtzeitig vor dem ersten Advent eröffnete er im vergangenen Jahr eine Onlinefiliale für Weihnachtsspezialitäten – ebenfalls ganz ohne fremde Hilfe. „Schon am nächsten Morgen“, freut er sich, „traf die erste Bestellung ein“.