Niedriglöhne im Handwerk: Was bekommen Schlechtverdiener?

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Schlecht bezahlte Arbeitnehmer gibt es immer mehr, das offenbart eine aktuelle Studie. handwerk magazin zeigt für drei Handwerksberufe, wie nah hier an den Niedriglöhnen bezahlt wird.

Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland ist zwischen 1995 und 2010 um 2,33 Millionen gestiegen. Das zeigt eine Studie der Universität Duisburg-Essen. Insgesamt sind damit hierzulande seit 2007 durchgängig rund 8 Millionen Menschen im Niedriglohnsektor beschäftigt, im Jahr 2010 war das rund jeder Vierte in Deutschland (22,9 Prozent).

Die Berechnungen orientieren sich dabei an einer Niedriglohnschwelle von zwei Dritteln des mittleren Stundenlohns aller abhängig Beschäftigten, einschließlich sozialversicherungspflichtiger Teilzeitarbeit und Minijobbern. Für Ost- und Westdeutschland ergeben sich getrennte Niedriglohnschwellen von 9,54 Euro im Westen und 7,04 Euro im Osten.

Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie nah das Handwerk am Niedriglohnbereich werkelt, haben wir die Gehälter in drei Berufsgruppen verglichen, die traditionell als schlecht bezahlt gelten: Friseure, Gebäudereiniger und Fleischerfachkräfte….

Nach den Werten von lohnspiegel.de sieht es in den drei Handwerksberufen gar nicht so schlecht aus: Nur die Stundelöhne der Friseure in Westdeutschland sind mit 8,70 Euro pro Stunde unterhalb der Niedriglohnschwelle, dabei aber immer noch oberhalb eines oft geforderten Mindestlohns von 8,50 Euro. Auch die Fleischerfachwerker in Ostdeutschland werden laut dem Gehaltsportal mit 7,70 Euro pro Stunde nah an der Untergrenze bezahlt. Und das, obwohl sie im Westen den höchsten Stundenlohn von allen Vergleichswerten haben (13,10 Euro).

West- Friseure mit Niedriglohn liegen im Gesamttrend

Die ausgebildeten Gebäudereiniger liegen in der Bezahlung jeweils mehr als einen Euro über den Niedriglohnschwellen (10,97 Euro im Westen / 8,20 Euro im Osten). Interessant ist zudem die Lohnverteilung bei den Friseuren: Diese verdienen laut lohnspiegel.de im Osten (9,12 Euro) mehr als im Westen und sind damit in den neuen Bundesländern mehr als zwei Euro von der Niedriglohnschwelle entfernt, während sie im Westen drunter liegen. Dies ist insbesondere interessant, wenn man beachtet, dass das Niedriglohnwachstum seit 1995 vor allem im Westen stattgefunden hat.


Die Ergebnisse im Überblick:

Stundenlöhne in Euro: für einen Mann, bis fünf Jahre Berufserfahrung,
ohne Leitungsposition, bei regulärer Arbeitszeit von 40 Std/Woche,
in einem Betrieb mit weniger als 100 Mitarbeitern.
(Quelle: lohnspiegel.de)
Westen:
(Niedriglohnschwelle: 9,54 Euro)
Osten:
(Niedriglohnschwelle: 7,04 Euro)
Friseure 8,709,12
Gebäudereiniger
(mit dreijähriger Fachausbildung)
10,978,20
Fleischerfachwerker , Fischverarbeiter und verwandte Berufe13,107,70