Neue Runde zu #lidllohntnicht: Jetzt gehen die Fleischer auf die Barrikaden

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Metzger und Nachhaltigkeit

Nachdem vor einigen Wochen ein Bäcker aus der Oberlausitz sich medienwirksam - #lidllohntnicht - mit dem Discounter Lidl angelegt hat, um auf deren sogenannte „Qualitäts"-Kampagne aufmerksam zu machen. Fühlen sich vom neusten TV-Spot jetzt die Fleischer angegriffen.

Erst die Bäcker, jetzt die Fleischer - wer legt sich als nächstes mit Lidl an? - © © Sergey Nivens - Fotolia.com

„Billige Werbung auf Kosten anderer" - „Beim Discounter fehlt die Kompetenz für das Lebensmittel Fleisch“ - „Diskriminierung transparent und sauber arbeitender Handwerksbetriebe" ... Die Empörung im Fleischerhandwerk ist groß , wenn es um den aktuellen „Qualitäts"-Spot des Discounters Lidl geht - diesmal zum Thema Fleisch.

Agressvive Preispolitik auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt

Metzgermeister Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages und Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes Bayern, ärgert sich: „Gutes Fleisch erkennt man am Preis – so lässt sich die aktuelle Werbung des Discounters Lidl vereinfachen. Mehr bleibt bei einer Überprüfung der aktuellen Werbekampagne nicht übrig.“ Dass Begriffe wie „Fairness und Nachhaltigkeit“ für Lidl oberste Priorität haben, sei angesichts der jahrelangen aggressiven Preispolitik, die auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt gehe, nicht nachzuvollziehen.

„Lidl ist billig“ – lange hat der Discounter mit diesem Slogan geworben. Nun will er diesen Maßstab auch zum Qualitätsanspruch machen und den Kunden, zum Beispiel mit der Marketing-Offensive „Woran erkennt man gutes Fleisch“ suggerieren, dass transparente Produktion zu Ramschpreisen möglich ist und dabei noch das Tierwohl im Vordergrund steht. Ist es denn möglich, dass bei einem aktuellen Preis von 5,99 Euro/kg für Putenbrust die Tiere ein artgerechtes Leben hatten, fragt Slowfood Deutschland berechtigterweise? Gilt die Putenlinie, die diese Brustfilets liefert, nicht längst als Qualzucht, deren Turbo-Schnellmast zu Krankheiten bei den Tieren führt? „Die Frage nach der Qualität sollte man hier gar nicht mehr stellen!“

Keine Kompetenz für das Lebensmittel Fleisch

Deutlich werde in der Werbung auch, dass die Kompetenz für das Lebensmittel Fleisch fehle, so Schlagbauer: „Weder zählt Jungbullenfleisch zum zartesten Fleisch auf dem Markt, noch reichen zwei Wochen Reifezeit für Spitzenqualität. „Dass hier ein Qualitätsbegriff definiert werden soll, welcher noch dazu das Preis-Dumping in der Lebensmittelkette verschlimmert, kann so nicht hingenommen werden.“

Der Discounter biete weiterhin Fleisch aus Massentierhaltung an, was sich mit einer vernünftigen, artgerechten Tierhaltung nicht vereinbaren lasse, so Schlagbauer. Die „Initiative Tierwohl“ lasse man sich vom Verbraucher finanzieren, um damit werben zu können. „Das hat mit Fairness und Nachhaltigkeit wenig zu tun“, so der BHT-Präsident.

Einkauf beim Discounter weder günstig ncoh nachhaltig

Besonders ärgert ihn, dass der Discounter den Verkauf durch kompetentes Fachpersonal in Frage stellt. „Gerade der Discounter, der durch die Überwachung seiner Mitarbeiter aufgefallen ist, sollte nicht über die Wertigkeit kompetenten Fachpersonals entscheiden“, so Schlagbauer. In der neuen Kampagne sieht er eine Diskriminierung der transparent und sauber arbeitenden Handwerksbetriebe vor Ort. Deutlich werde dies auch, dass der Begriff „regional“ in der Werbung nicht verwendet werde, der bei jeder Verbraucherstudie einen Spitzenplatz einnimmt.

Ein Spot des Discounters endet mit den Worten: „Eigentlich wissen wir doch alle ganz genau, was gut für uns ist.“ Das sieht der BHT-Präsident auch so und meint: „Der Einkauf beim Discounter mit seinen Dumpingpreisen ist weder günstig noch nachhaltig.“ Auf die Frage woran man denn gutes Fleisch erkenne, meint der lächelnd „vielleicht daran, dass es nicht von Lidl kommt“.

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