Tracking Maschinen, die mitdenken

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Digitalisierung

Durch „Tracking“ können Betriebe jederzeit Maschinen und Geräte orten. Doch die Hersteller bieten jetzt auch Funktionen wie Wartungstermine oder Maschinendaten an.

Geschäftsführer Ernst Muser (re.) und Projektleiter Christian Sand, der als Administrator Betriebsmittel wie diesen Bagger als Datensätze anlegt. - © Foto: Hilti Deutschland AG

Im Familienbetrieb Ulli-Bau herrscht jetzt digitale Ordnung. „Wir hatten ständig das Thema, dass die Mitarbeiter beim Bauleiter oder beim Lageristen anriefen, weil sie auf der Suche nach bestimmten Maschinen waren. Es wurde untereinander getauscht und auf den verschiedenen Baustellen ausgeholfen, sodass uns die Transparenz fehlte“, sagt Geschäftsführer Ernst Muser junior. Mit einer von Hilti bereitgestellten Technologie (ON!Track) erfasst das Unternehmen nun seine Maschinen oder Werkzeuge über einen Barcode und speichert diese in einer Cloud. So können die Poliere und Bauleiter von Ulli-Bau über eine App auf ihrem Smartphone jederzeit den Verlauf ihrer Betriebsmittel dokumentieren und ortsunabhängig beispielsweise Artikelstandorte abrufen.

Mehr als Tracking

Dieses „Tracking“ genannte Verfahren nutzen bereits viele Betriebe. Jetzt aber zünden Werkzeug- und Maschinenhersteller die nächste Stufe der Digitalisierung. Sie bieten nicht nur die Lokalisierung der Gerätschaften an, sondern nützliche Zusatzfunktionen. Bei Ulli-Bau etwa sollen nun in einem zweiten Schritt auch die jeweiligen Datenblätter zu den Baumaschinen online hinterlegt und beispielsweise Prüfintervalle wie die UVV-Prüfung (Unfallverhütungsvorschriften) aller Baumaschinen und Geräte mit eingetragen werden, damit ON!Track rechtzeitig an Serviceprüfungen und Zertifikate erinnert. Als dritten Schritt plant Ulli-Bau, auch die Lagerverwaltung darauf umzustellen und beispielsweise Ge- und Verbrauchsmaterial wie Schalungen oder Gerüste über Barcodes in die Betriebsmittelverwaltung mit aufzunehmen.

Das bringt dem auf Hoch- und Tiefbau spezialisierten Unternehmen mehr Transparenz und Tempo in seine Abläufe und verhindert Schwund. Damit sind solche Handwerksbetriebe auch Vorkämpfer an der Frontlinie der Digitalisierung, weiß die Studie „Digitalisierungsindex“ der Deutschen Telekom zu berichten: „Bei den Themen mobiles Arbeiten und interne Zusammenarbeit, bei der Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette und beim Einsatz von Cloud-Services erreichen Handwerksbetriebe ähnlich hohe Werte wie die Industrie oder die professionellen Dienstleistungen“, so die Untersuchung, die den digitalen Status quo in Handwerksbetrieben abfragt.

Werkzeugtasche mit Antenne

Dabei muss es nicht gleich die umfangreiche Lösung sein, wie sie das Bauunternehmen aus dem fränkischen Lichtenau einsetzt. Bereits im Kleinen können Chefs starten. So hat Werkzeughersteller Facom jetzt die nach eigenen Angaben erste tragbare, mit Antennen und Lesegeräten ausgerüstete RFID-Werkzeugtasche entwickelt. Diese zeigt immer direkt an, ob sich alle Werkzeuge in der Tasche befinden, und verhindert so, dass teure Ausrüstung verloren geht. Möglich machen das eben RFID-Chips, die der Unternehmer auch nachträglich an seinen Werkzeugbestand anbringen kann. Der Clou hierbei: Eine für die Tasche entwickelte Software prüft den Bestand, sobald die Tasche bewegt, geöffnet oder geschlossen wird.

Pfiffig ist der neue 18-Volt-Akku von Black + Decker, „smart tech“ getauft. Über die Bluetooth-Schnittstelle lässt er sich mit dem Smartphone des Handwerkers verbinden. Sucht der nun seinen Akkuschrauber etwa, genügt ein Druck auf den „Lokalisieren“-Button, und der Akku fängt an zu piepsen und zu blinken.

Cloudbasiert ist die sogenannte Finderbox der IdentPro GmbH (Troisdorf). Hier werden die Betriebsmittel mit einem Klebechip versehen, basierend auf NFC. Anschließend lassen sie sich orten. Zudem erinnert die Plattform (100 Werkzeuge, 10 Benutzer für 29 Euro monatlicher Miete) an fällige Wartungstermine per Mail. Mit den Werkzeugen verbundene Dokumentationen oder Betriebsanleitungen kann der Chef in der Cloud speichern. Ein ähnliches Prinzip verfolgt Bosch. Werkzeuge schlagen Alarm, wenn sie wegen Überhitzung abgeschaltet haben, Baustellenlichter lassen sich via App in der Lichtstärke regulieren.

Vorausschauende Wartung

Anbieter wie Klauke setzen bei ihren Profiwerkzeugen auch auf Funktionen wie das komplette Auslesen der Werkzeugdaten. Aussagen über Betriebsstunden, Fehlermeldungen und sogar Empfehlungen für die vorausschauende Wartung („Predictive Maintenance“) werden dann integriert sein. Hersteller wie Aventics tüfteln bereits an entsprechenden Modulen für ihre pneumatischen Bauteile. Bevor eine Anlage etwa ausfällt, warnt diese selbstständig und „bittet“ um Wartung.

Noch werden solche Szenarien für Großunternehmen erprobt, aber auf Dauer prognostizieren Studien auch die massive Verbreitung in kleineren Betrieben. Denn der damit verknüpfte Gewinn ist enorm. So zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture im Auftrag des Weltwirtschaftsforums, dass sich unerwünschte Stillstände mit den richtigen Predictive-Maintenance-Maßnahmen um 70 Prozent reduzieren. Durch frühzeitig geplante Reparaturen können Unternehmen zudem im Schnitt zwölf Prozent und bei Wartungsarbeiten sogar knapp 30 Prozent an Kosten einsparen.