Lebensmittel-Handwerk: Richtiges Krisenmanagement bei Skandalen

Die Lebensmittelskandale nehmen kein Ende. Obwohl die Ursachen scheinbar nicht beim Lebensmittelhandwerk zu suchen sind, stehen dessen Vertreter hinter der Ladentheke und müssen dem Kunden das Produkt verkaufen. Die Verbraucher sind zusehends verunsichert, was den Kauf von Fleisch, Milch und Eiern betrifft. Wie Sie als Lebensmittelhandwerker gutes Krisenmanagement betreiben und Vertrauen in ihre Produkte schaffen.

Um ein erfolgreiches Krisenmanagement in Zeiten von Lebensmittelskandalen zu betreiben, sollten Lebensmittelhandwerker auf Regionalität, Frische und volle Transparenz setzen. - © DFV Deutscher-Fleischer-Verband e.V.
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Fleisch, Eier und Milch derzeit erfolgreich an den Kunden zu verkaufen, ist mehr als nur Vertrauenssache. Seit dem Pferdefleischskandal, der sich als Deklarationsskandal darstellte, folgten das mit einem giftigen Schimmelpilz verunreinigte Futtermittel für Rinder, Dioxin-belastete Eier oder die jüngsten Berichte über Putenfleisch, das einen gefährlich hohen Restanteil von Antiobiotikaspuren aufweist. Die Kunden vor der Ladentheke sind verunsichert.

Da es nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, bis der nächste Lebensmittelskandal auftaucht, ist ein erfolgreiches Krisenmanagement in den Betrieben wichtig. Wie Sie als Lebensmittelhandwerker hierbei richtig agieren, erfahren Sie im Folgenden:

Regionalität vor Massenware

Setzen Sie auf Rohstofflieferungen aus der Region. Um eine bestmögliche Qualität des Fleisches oder der Eier zu gewährleisten, sollten die Lieferungen aus dem regionalen Umfeld erfolgen, weil die Wege kurz und besser nachzuvollziehen sind. Je länger das Fleisch transportiert wurde und unter einer Schutzatmosphäre in der Kühlung liegt, desto qualitätsärmer erscheint es beim Endverbraucher.

Heinz-Werner Süss, Präsident des Deutschen Fleischerverbandes, erkennt eine gestiegene Aufmerksamkeit der Verbraucher beim Kauf und Verzehr von Fleisch: „Der Preis entscheidet die Qualität. Die Skandale haben die Kunden gegenüber den Preis- und Qualitätsniveaus von Fleisch aus dem Discounter sensibilisiert.“

Süss erkennt hierbei einen „Trend zur Regionalität und weg vom Stück Fleisch für 1,99 Euro“. Gegenüber den industriell hergestellten Fleisch- und Wurstprodukten, "weiß der Verbraucher bei seinem Metzgereifachbetrieb um die Ecke genau, was er kauft und woher der Rohstoff kommt“, so Süss weiter.

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Auf Frische und Kontinuität setzen

Versuchen Sie ihre Produkte frisch zu verkaufen. Metzgermeister Engelbert Gaßner, der auch Vorstandsmitglied der Metzger- u. Gastromarkt GmbH ist, kann dem nur beipflichten: „Frische ist das beste Gewürz. Wer selbst schlachtet oder frisch geschlachtetes Fleisch aus der Region verwendet, verarbeitet und verkauft immer Qualität“, so Gaßner.

Bauen Sie langjährige Geschäftsbeziehungen auf. Seit über 30 Jahren vertraut sein Betrieb auf die gleichen Lieferanten, die konstant gute und einwandfreie Ware liefern. „Kontinuität bei den Lieferanten garantiert eine standardisierte Qualität“, wie Gaßner weiter bemerkt. Er fügt als erfahrener Lebensmittelhandwerker noch einen wichtigen Aspekt zum Vertrauensverhältnis zwischen Produktion, Verkauf und Verbraucher hinzu: „Was mir als Fleisch- und Wurstkenner selbst nicht schmeckt, verkaufe ich auch nicht an die Kunden!“

Krise kann auch Chance sein

Nutzen Sie insgesamt die gestiegene Aufmerksamkeit gegenüber dem entsprechenden Lebensmittel, um mehr Kunden anzulocken. Die Lebensmittelskandale können auch, wie bei den Pferdemetzgern festzustellen ist, zu weit mehr interessierten Kunden führen, die wiederum den Absatz im Geschäft ankurbeln.

Rolf Beerwart, Metzgermeister und Inhaber der Beerwart Pferdemetzgerei GmbH & Co. KG im schwäbischen Waiblingen, kann sich vor lauter neuer Kunden, die in seinem Laden nach dem Pferdefleisch fragen, kaum retten. „Wir brauchen kein Krisenmanagement, sondern neue schlachtreife deutsche Pferde“, erklärt Beerwart, der aufgrund der hohen Nachfrage nach Pferdefleischprodukten bereits an den Wochenenden bis spätnachmittags schuften muss, um den Kaufinteressen der vielen neuen Kunden gerecht zu werden.

Eine Checkliste für ein erfolgreiches Krisenmanagement finden Sie hier !