Innovationsförderung: So werden Sie Erfinder

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Zukunftsperspektiven im Handwerk

Ein neuer Ratgeber der Handwerkskammer Erfurt soll Handwerksbetrieben helfen, ihre Innovationsfähigkeit systematisch zu steigern.

© Infografik: Peter Diehl

Friedrich Fischer ist ein Innovationsprofi. Der Elektromeister entwickelte in seiner Firma Fischer Elektro- und Beleuchtungstechnik in Sindelfingen schon zahlreiche Neuheiten. Zum Beispiel eine Reinraumleuchte mit antibakteriellem Dicht- und Klebestoff, für die er im letzten Jahr von handwerk magazin mit dem „Transferpreis Handwerk und Wissenschaft Seifriz-Preis“ ausgezeichnet wurde. Fischer hat das Erfindertum in seinem Unternehmen fest etabliert, er betreibt Forschung und kooperiert mit Wissenschaftsinstituten.

Doch das ist im Handwerk längst nicht die Regel. Deshalb hat die Handwerkskammer Erfurt für ihre Region einen Innovationsatlas entwickelt. Ziel ist, zum einen die Innovationsfähigkeit von Handwerksbetrieben in Mittel- und Nordthüringen branchen- und regionalspezifischer zu bewerten und im zweiten Schritt Beratungsansätze zu finden, die die Innovationsfähigkeit der Betriebe steigern. Die Erkenntnisse, die die Kammer aus der Entwicklung des Atlasses gewonnen hat, dürften auch über Thüringen hinaus bedeutend für das Handwerk sein.

Auf die richtigen Trends setzen

Ein wichtiges Ergebnis des Innovationsatlasses ist ein „Fahrplan“, wie in Betrieben Erfindungen systematisch vorangetrieben werden können (siehe Grafik). „Dieser Innovationsprozess bildet künftig die Grundlage der Innovationsberatung in der Handwerkskammer“, erklärt Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der HWK Erfurt. Je Phase des Innovationsprozesses werden dabei unterschiedliche Methoden empfohlen, die Handwerker auch eigenständig anwenden können.

Was sollten Handwerksbetriebe bei der Entwicklung und Umsetzung Ihrer neuen Ideen berücksichtigen? Zunächst gilt es, in der jeweiligen Branche auf die richtigen Trends zu setzen. Auch hier gibt der Innovationsatlas Antworten, denn für ausgewählte Branchen wurden solche Trends ermittelt. Als besonders handwerksrelevante Zukunftsfelder, die sich aus zentralen Megatrends ableiten, werden die energetische Gebäudesanierung, erneuerbare Energien, Produkte und Dienstleistungen im Kontext des demografischen Wandels sowie für Lifestyle und ökologische Nachhaltigkeit genannt. Dies ist das Ergebnis einer vorgelagerten Potenzialanalyse des Handwerks in Thüringen gewesen.

Bei der Befragung von über 4000 Betrieben im Kammerbereich zeigte sich, was die wichtigsten Impulsgeber für Innovationen im Handwerk über alle betrachteten Branchen sind: Wünsche, Ideen und spezifische Nachfragen von Kunden (89,0 Prozent), Beiträge aus Fachliteratur und Medien (81,4 Prozent) sowie die Industrie beziehungsweise Hersteller (77,3 Prozent). Als Voraussetzungen, um neue Ideen umzusetzen, wurde das Vorhandensein moderner Arbeitsmittel wie Werkzeuge, Maschinen (76,4 Prozent), moderne IT-Systeme (72,8 Prozent) sowie der regelmäßige Besuch von Messen und Schulungen (69,4 Prozent) genannt.

Fördermöglichkeiten nutzen

Da die Entwicklung und Umsetzung von Innovationen in der Regel kostenintensiv ist, empfiehlt Malcherek eine intensivere Auseinandersetzung und Beratung zu Fördermöglichkeiten von Innovationen im Handwerk. Dazu haben die Kammerexperten aus Erfurt eine Übersicht über Fördermöglichkeiten von Innovationen im Handwerk erstellt, die ebenfalls im Innovationsatlas enthalten ist.

Bezüglich der konkreten Innovationsfähigkeit der Betriebe wurden nachfolgende Defizite offenbar. In vorgelagerten Expertenbefragungen wurde deutlich, dass bis auf wenige Ausnahmen bei den Betrieben keinerlei Strukturen und Ressourcen für eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten vorhanden waren. Auch wird aktuell nur äußerst selten mit Hochschulen zusammengearbeitet, um einen Wissenstransfer herzustellen oder gemeinsam etwas Neues zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Ferner mangelt es an einem systematischen Management von Innovationen oder deren Förderung, was meist mit einem Mangel an Zeit zusammenhängt.

Informationen zum Innovationsatlas gibt es bei der HWK Erfurt.