Innovationsfinanzierung Neues Geld für High Tech

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Fördermittel und Internationale Handwerksmesse

Der Fortschritt sichert Wachstum. Doch das ­Entwickeln von neuen Produkten und Dienstleistungen ist vor allem eins: teuer. Bund und Länder unterstützen mit Darlehen und Zuschüssen.

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    © Gunnar Geller
    Firmenchef Axel Eigen­stetter fertigt komplexe Formen aus Holz mit seiner Roboter-Fräse.
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    © Chart: handwerk magazin
    Vielfach sind es gerade kleine Firmen, die mit Neuheiten auf den Markt kommen und von Förderungen profitieren.
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    © Tobias Trapp
    „Wenn wir neue Techniken entwickeln, beantragen wir regelmäßig Fördermittel.“ Christoph Wenk, cw tech Gesellschaft für Werkzeug und ­Maschinenbau GmbH.
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    © Büro Gleicke/Sandra Ludewig
    „Innovationen sind in unserer Wirtschaft der Schlüssel zum Erfolg. Das gilt auch für das Handwerk.“ Iris Gleicke, ­Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium.

Die Schreinerei Eigenstetter in Rehna fertigt mit 19 Mitarbeitern mit einer höchst innovativen Technik. „Wir haben in den vergangenen Jahren eine Fräse auf Basis eines Industrie-Gelenkarmroboters entwickelt, mit der wir komplexe und dreidimensionale Formen, mehrfach gekrümmte Oberflächen und feinste Strukturen in höchster Präzision herstellen können“, erklärt Martin Eigenstetter, Sohn des Firmeninhabers Axel Eigenstetter. Die Konzeption war ein voller Erfolg: Die Schreinerei erhielt den Innovationspreis der VR-Bank sowie den Sonderpreis Handwerk des Bundesministeriums für Wirtschaft. „Wir haben allerdings auch rund ein Jahr lang hart für die Konzeption und weitere Realisierung des Projektes gearbeitet“, sagt Eigenstetter. Das Projekt wurde vom Bund unterstützt. „Ohne Zuschuss hätten wir unsere Idee vermutlich nie verwirklichen können“, so der Ingenieur. Es war aber nicht leicht, das Geld zu bekommen.

Detailliert das Konzept beschreiben

„Der Antrag war mit einem großen Aufwand für uns verbunden“, so der Junior. Das Konzept galt es detailliert zu beschreiben und bei einem Termin nochmals persönlich vorzustellen“, sagt Eigenstetter. Das findet er aber in Ordnung. „Der Zuschuss wird schließlich aus Steuergeldern finanziert“, so der Ingenieur. Den Antrag bereitete er in Kooperation mit einem Unternehmensberater vor. Die Technik, der mögliche Einsatz des Roboters sowie die für die Schreinerei damit zu erzielenden Erträge stellte Eigenstetter ausführlich in einer Art Businessplan vor. Diesen legte er auch seiner Hausbank vor, um einen Kredit für die Entwicklung des Roboters zu bekommen. „Da wir allerdings insgesamt in puncto Finanzierung gut aufgestellt sind, gab es hier überhaupt kein Problem für uns“, so Eigenstetter.

Bund und Länder fördern

Wenn die Kapitalbeschaffung für eine Innovation so reibungslos läuft wie bei der Schreinerei, ist das allerdings eher die Ausnahme als die Regel. Häufig haben es Handwerksunternehmer schwer, die Bank zu überzeugen. Deshalb kommt es ihnen gut zupass, wenn Bund und Länder die Firma bei der Finanzierung unterstützen. Dazu laufen zahlreiche Programme für die Entwicklung und Markteinführung der Innovationen. Der Staat will den Mittelstand animieren, in den Fortschritt zu investieren. „Innovationen sind in unserer Wirtschaftswelt der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium. So arbeiten 76 Prozent der mittelständischen Innovatoren in Deutschland mit weniger als 5 Mitarbeitern, 10 Prozent haben zwischen 10 und 50 Beschäftigten (siehe Grafik). Die Staatsbank KfW vergab im vergangenen Jahr aus dem ERP-Innovationsprogramm Kredite in Höhe von über 1,3 Milliarden Euro. Jan-Christopher Breuel, Experte für Förderfinanzierungen bei der Hamburger Sparkasse (Haspa), nennt einen großen Pluspunkt der Förderungen: „Die Darlehenskonditionen liegen im Schnitt etwa ein Prozent unter dem Marktzins. Das ist enorm günstig“. Dabei beginnt die Förderung nicht erst bei der Darlehensaufnahme für ein innovatives Projekt. Der Staat gewährt auch Zuschüsse für eine Erstberatung durch einen externen Experten (siehe „Das Projekt mit Zuschuss und Darlehen realisieren“). Die Palette der Förderchancen ist groß. Deshalb sollten sich Firmenchefs frühzeitig über ihre Möglichkeiten informieren.

Bei der Recherche stoßen Unternehmer in der Regel als Erstes auf das bekannte ERP-Innovationsprogramm. Die KfW greift Unternehmen mit zinsgünstigen Darlehen für Forschung und Entwicklung sowie für die Markteinführung neuer Produkte und Dienstleistungen unter die Arme. Der Antrag läuft über die Hausbank. Ein solches ERP-Darlehen bringt verschiedene Vorteile: Zum einen liegt der Zinssatz unter dem Marktniveau. Zum anderen verbessern die Kreditnehmer ihre Bilanzstruktur, weil das ERP-Darlehen wie Eigenkapital gewertet wird. Die geförderten Unternehmen verbessern damit oft ihr Rating.

Erfolgschancen des Projektes zählen

Die Finanzierungszusage wird allerdings von den Erfolgschancen des Projektes abhängen. „Es kann schwer werden, die Bank zu überzeugen“, sagt Dirk Peters, Innovationsexperte der Handwerkskammer Aurich. Denn für die Banken und Sparkassen zählt die Tragfähigkeit des Projekts. Um diese einschätzen zu können, brauchen sie – unabhängig von jeglicher Förderung – aussagekräftiges Zahlenmaterial. Ein Businessplan inklusive Liquiditätsplan für die kommenden Jahre ist obligatorisch (siehe auch Kasten Seite 54). Die mit der Innovation verbundene Projektbeschreibung müssen die Firmenchefs für die KfW sogar noch detaillierter erläutern. In welcher Form, richtet sich nach den Vorgaben des jeweiligen Förderprogramms, wobei die Experten der Handwerkskammern wie auch die Hausbank den Unternehmer dabei unterstützen können. Vielfach wird sich die Arbeit auszahlen: „Wenn wir einen Antrag durchreichen, kommt das Okay durch die KfW für die Finanzierung in der Regel innerhalb von vier Wochen“, so Breuel. Bei Darlehensfinanzierungen benötigen die Banken oft auch hohe Sicherheiten. Denn die Bank müsste den Kredit sonst quasi blanko gewähren. Die Innovation gibt es schließlich noch nicht – dem Darlehen steht also kein Gegenwert gegenüber.

Konzept vorab diskutieren

Einfacher läuft es bei Zuschüssen – etwa für Beratungsleistungen rund um die Innovation. Den Antrag stellt der erfinderische Firmenchef selbst. Allerdings stehen auch hier die Innovationsexperten der Handwerkskammern mit Rat und Tat zur Seite.

Für Zuschüsse sind viele verschiedene Institute zuständig – es entscheidet die Region und die Branche. Diese werden wie geförderte Kredite nur im Vorfeld des Projektes genehmigt. Im Optimalfall beantragen Firmenchefs die Zuwendung, bevor sie irgendeine finanzielle Verpflichtung im Zusammenhang mit der Innovation eingegangen sind. Das beginnt schon bei einem ersten Expertengespräch. Darauf sollten Unternehmer nicht verzichten.

Denn Neuheiten auf den Markt zu bringen ist immer mit einem Risiko verbunden – für wachstumsorientierte Unternehmer allerdings auch oft notwendig. Wenn der Firmenchef das Projekt also mit einem Externen vorab diskutiert, lassen sich Schwachstellen im Konzept frühzeitig erkennen.

Auch hier profitieren Handwerksunternehmer von einer staatlichen Zuwendung. Sowohl der Bund als auch einige Länder bieten sogenannte Innovationsgutscheine. Es lohnt sich, diese in Anspruch zu nehmen. Das Beraterhonorar wird bis zu 50 Prozent übernommen.

Handwerksunternehmer können überdies vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) profitieren. Es handelt sich dabei um ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm speziell für den Mittelstand. „Die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sollen nachhaltig unterstützt werden“, so das Bundeswirtschaftsministerium.

Projekt im Alleingang durchziehen

Bis Ende vergangenen Jahres wurden für bereits 28 000 Projekte 3,8 Milliarden Euro bewilligt. Bis zu 350 000 Euro sind je Antrag förderfähig, maximal kann der Zuschuss 157 500 Euro betragen. Die Förderquote variiert zwischen 35 und 45 Prozent der Aufwendungen. Mittelständler können mit Forschungseinrichtungen kooperieren oder ihr Projekt selbst durchziehen. In beiden Fällen gibt es Geld vom Bund.

Die cw tech Gesellschaft für Werkzeug und Maschinenbau GmbH in Hage nutzte das ZIM bereits zweimal, um Innovationen zu finanzieren. Die Firma fertigt Maschinen für die Automobil-, Medizin- und Verpackungsindustrie. Zum Beispiel entwickelte Firmenchef Christoph Wenk vor fünf Jahren ein Knotenaggregat für Doppelkammerteebeutel. Das Gerät verschließt die Teebeutel ohne Metallklammern. Mit dem Innovationspreis des niedersächsischen Handwerks wurde der Betrieb aktuell für die „Sehende Nordseedüse“ ausgezeichnet – ein innovatives Spülsystem für die Reinigung von Kanälen und Hausanschlüssen. „Wenn wir neue Techniken entwickeln, beantragen wir regelmäßig Fördermittel“, so Brenk. Die Zuschüsse machen für ihn Innovationen erst möglich. „Weil wir ein hohes Risiko tragen und die Markteinführung immer teuer wird, hilft uns die staatliche Förderung sehr“, so der Handwerksunternehmer.

Darüber hinaus stemmt der Firmenchef seine Erfindungen aus der eigenen Tasche. „Kreditfinanzierungen brauchen wir nicht, weil wir eine gute Eigenkapitalposition haben“, erklärt Maschinenbauer Brenk.