Digitale Vernetzung Social-Media-Metzgermeister

Zugehörige Themenseiten:
Internationale Handwerksmesse und Metzger

Die neue Fleischer-Szene ist digital vernetzt und kommuniziert über Social-Media. Untereinander und mit Kunden. Und so bekommen alle die Ambitionen dieser neuen Generation von Handwerkern mit.

  • Bild 1 von 2
    Jürgen David
    © Frank Bauer
    „Facebook kann den Kunden das gute Gefühl geben, beim richtigen Metzger zu sein.“ Jürgen David, ­ Metzgerei David in Worms.
  • Bild 2 von 2
    © Scheller
    „Um neue ­Ideen und ­Konzepte zu verwirklichen, rücken wir ­virtuell enger zusammen.“ Carsten Scheller, Metzgerei Scheller in Ronnenberg bei ­Hannover.

Facebook brachte Carsten Scheller „eine ganze Ecke weiter“. Man sehe dort, sagt der Metzgermeister aus Hannover, wie es andere machen, und bekommt Inspiration für die eigene Firma. Gerade bei seinem seit 1938 existierenden, stets „supertraditionell“ geführten Betrieb (807 Facebook-Fans), fehlte irgendwann der Blick über den Tellerrand. Auch die Innungen glichen das nicht aus. „Die Leute, die das Metzgerhandwerk im Augenblick voranbringen, sind online stark aktiv“, sagt er. „Also rückt man virtuell enger zusammen.“

Carsten Scheller ist kein Einzelfall: Die neuen Metzger, die ihre handwerkliche Tradition wieder zu neuem Leben erwecken, kommunizieren überwiegend digital und über soziale Medien. Untereinander und auch immer stärker mit ihren Kunden.

Über 27 Millionen aktive Nutzer verzeichnet Facebook in Deutschland mittlerweile – rund ein Drittel der hiesigen Gesamtbevölkerung. Knapp 16 Millionen davon sind täglich auf Facebook aktiv, mehr als die meisten Fußball-Länderspiele an Zuschauern verzeichnen. Der Kurznachrichtendienst Twitter kommt auf 10 Millionen Nutzer hierzulande, wovon etwa 1,7 Millionen täglich aktiv sind.

Eine Generation von „Foodies“

Vor allem jüngere Genießer sind im Internet zu Hause. 40 Prozent der Millennials, also der in den 1980ern und 1990ern geborenen, bezeichnen sich laut Mafo-Institut Iconoculture Consumer Insights mittlerweile als „Foodie“: Man schreibt Blogs, chattet auf Facebook und postet beständig neu Entdecktes auf Instagram. Einige dieser Web-Aktiven verzeichnen Reichweiten auf dem Niveau großer Tageszeitungen. Die größte Facebook-Gruppe zum Thema Fleisch „The Salt Cured Pig“ verfügt über 10 000 Mitglieder – eine Mischung aus Profis und ambitionierten Amateuren, die international über alles Metzgerhandwerkliche fachsimpeln.

Unter den innovativen Fleischern ersetzt die Facebook-Seite mittlerweile schon fast die gewohnte Webseite, auf der sich in manchen Fällen nur noch die notwendigsten Daten und ein paar Links zu anderen Webseiten finden. Denn Facebook-Profile brauchen keine aufwendige Webmasterei und können nach der unkomplizierten Anmeldung sofort mit Inhalten gefüllt werden. Dafür braucht es nur ein Smartphone, mit dem fotografiert und direkt danach hochgeladen werden kann. Für viele Fans macht dieser Zugang die Faszination aus. Damit die Fotos spannend aussehen, sollte man Apps wie Instagram einsetzen.

Chance, die Vielfältigkeit des Handwerks zu zeigen

Zwar ist für Jürgen David die klassische Internetseite immer noch „ein wichtiges Aushängeschild“. Doch mit Facebook kann der Metzgermeister aus Worms (1400 Facebook-Fans) Stammkunden seiner gleichnamigen Fleischerei schneller und direkter erreichen. David will ihnen ein „gutes Gefühl“ bei der Wahl ihres Metzgers vermitteln: „Der fährt zum Bauern, der macht ab und zu was Neues. Bei dem passiert was.“

Wer in den neuen Medien nicht nur Produktwerbung betreibt, sondern die Fans am vielfältigen Alltag teilhaben lässt, hat also die Chance, die Vielfältigkeit des Handwerks zu zeigen. Neben den fertigen Produkten können etwa Bilder vom letzten Besuch beim Bauern veröffentlicht werden. Durch Vernetzung mit Geschäftspartnern, Lieferanten, Bauern oder Restaurants, die ebenfalls in den neuen Medien aktiv sind, multipliziert sich schnell eine Gefolgschaft aus Fans.

Die neue Art der Kommunikation bietet nicht nur die Möglichkeit, Kunden direkt und transparent zu erreichen, sondern auch mit ihnen in den Austausch zu treten. Man kann erfahren, was die Kunden wollen, wie ihnen die Erzeugnisse schmecken, was ihnen fehlt. Durch Fragen und das aufmerksame Betreuen der Kommentare unter den geposteten Inhalten sollte man sich als aufmerksamer Gesprächspartner und Berater verstehen – genauso wie hinter der realen Theke.