Energie So sparen Sie trotz EEG-Umlage bei der Stromrechnung

Die Strompreiserhöhung im Rahmen der Energiewende trifft kleine und mittlere Betriebe besonders hart. So sparen Sie, bis die geforderten Vergünstigungen kommen, bei der Stromrechnung.

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    Umstrittene Energiewende: Die Zeche zahlen, laut Handwerksvertretern, kleine und mittlere Betriebe.
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    Preisexplosion: Die für 2013 um 47 Prozent gestiegende EEG-Umlage belastet das Handwerk.
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    „Wir brauchen eine grundlegende EEG-Reform noch in dieser Legislaturperiode.” Philipp Rösler, Bundeswirtschaftsminister.

Handwerk zahlt drauf

Von so einer Preiserhöhung können Handwerker bei der Rechnungstellung an ihre Kunden nur träumen. Um 47 Prozent wird die Umlage für den Umstieg auf Ökostrom, verankert im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), zum Jahreswechsel erhöht, von 3,59 auf 5,28 Prozent. Unternehmen mit sehr hohem Energieaufwand können sich freilich von der EEG-Umlage befreien lassen. Die Zeche zahlen neben den Privathaushalten kleine und mittlere Betriebe, so Heinrich Traublinger, Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Er fordert Entlastung durch Neuregelung der Befreiungskriterien – bislang vergebens. Mehr denn je ist daher Stromsparen im Betrieb angesagt. Energieberater zeigen, wie das funktioniert.

Besonders energieintensiv ist das Bäckergewerbe. Christian Zerlin, der in München 20 Mitarbeiter in vier Verkaufsstellen beschäftigt, zahlte 2011 rund 33000 Euro Stromkosten, für 2013 erwartet der Bäckermeister eine Rechnung über mindestens 45000 Euro: „Das kann weder durch mehr Umsatz noch mehr Arbeit eingefahren werden.“

Strompreise bedeuten Existenzgefahr

Es blieben neben Stellenabbau nur Preiserhöhungen, so Zerlin, der daher um seine Wettbewerbsfähigkeit fürchtet, angesichts Backshops, Tankstellen und Discount-Supermärkten mit Backwaren zu Niedrigpreisen. Er sieht die Existenz seines Familienbetriebs in Folge der Strompreisexplosion in Gefahr, „sehr mittelfristig“.

ZDH-Vizepräsident Heinrich Traublinger, selbst Bäckermeister, verlangt, „dass Entlastungsmöglichkeiten für Unternehmen stärker auf mittelständische Energieverbraucher zugeschnitten werden.“ Auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler fordert eine Entlastung des Mittelstandes: „Wir brauchen eine grundlegende Reform des EEG noch in dieser Legislaturperiode.“ Um „ausreichend Zeit für eine Neuregelung“ bittet dagegen Bundesumweltminister Peter Altmaier – bis nach der Bundestagswahl im Herbst 2013.

Da Entlastungen aufgrund dieses Kompetenzgerangels in Berlin bis auf Weiteres verhindert werden, bleibt Handwerksbetrieben nur Stromsparen. Diplomingenieur Peter Paul Thoma (Frankfurt am Main) berät kleinere und mittelständische Betriebe in puncto Energiereduzierung. Er sieht im Handwerk grundsätzlich „ein Einsparpotenzial von bis zu 60 Prozent“. Nicht nur im Bäckergewerbe lässt sich laut Peter Paul Thoma, dessen Beratung von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) förderbar ist, „der Stromverbrauch deutlich effektiver gestalten“.

Verbrauch analysieren und reduzieren

Im jeweiligen Betrieb misst Thomas „Ingenieurbüro für Energieberatung“ bei allen Geräten den bisherigen Stromverbrauch und ermittelt den oftmals wesentlich geringeren tatsächlichen Bedarf. Daraufhin entwickeln Thoma und seine Mitarbeiter konkrete Einsparmaßnahmen im Betrieb. In Schulungen zeigen sie den Beschäftigten, diese Empfehlungen umzusetzen.

Einige der Verbesserungsvorschläge beziehen sich auf alle Handwerkssparten, etwa bezüglich Beleuchtung, Heizung und Fotovoltaik (siehe Kasten links). Speziell im Bäckerhandwerk beispielsweise rät Thoma unter anderem dazu, die für Backöfen und Kühlung verwendete Energie weiterzuverwenden, etwa zur Raumbeheizung.

Energieberater wie Peter Paul Thoma helfen kleinen und mittelständischen Unternehmen dabei, die Strompreisexplosion durch effektiveren Energieverbrauch abzumildern. Damit Handwerksbetriebe wie der von Bäckermeister Christan Zerlin nicht existenzbedrohlich kleinere Brötchen backen müssen. ◇

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Interview Peter Paul Thoma

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