Fehlzeiten senken Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM): So gelingt die Einführung im Betrieb

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Vom Obstkorb über Ergo-Mäuse bis hin zur Rückenschule: wer als Chef ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in seinem Betrieb einführt, kann sich vor allem über geringere Fehlzeiten und eine höhere Produktivität freuen. Das klappt aber nur, wenn Führungsstil und Firmenkultur das zulassen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement
Die Investition in gesunde Mitarbeiter und Arbeitsbedingungen zahlt sich für den Betrieb auch steuerlich aus. - © MQ-Illustrations - stock.adobe.com

Viele Arbeitgeber haben längst erkannt, wie wichtig Gesundheitsförderung in ihrem Betrieb sein kann. Doch es ist nicht damit getan, hier einen Obstkorb hinzustellen und dort eine ergonomische Tastatur zu beschaffen oder einmal im Jahr die Belegschaft an einem Firmenlauf anzumelden. Wer seine Mitarbeiter nachhaltig fit und gesund erhalten will, sollte systematischer und gezielter und damit auch effizienter vorgehen. Nichts anderes meint der etwas hochtrabend klingende Begriff Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM).

Ziele: Warum Betriebe ein BGM brauchen

Es geht in einem BGM darum, durch ein planvolles Vorgehen

  • gesundheitsschädliche Arbeitssituationen zu erkennen,
  • gesundheitsfördernde Maßnahmen gezielt umzusetzen und
  • betriebliche Prozesse bewusst nicht nur im Sinne von Produktivität und Arbeitsqualität zu steuern, sondern auch im Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden.
 

Durch gezielte Analyse der Arbeitsbedingungen und betrieblichen Verhältnisse will ein BGM herausfinden, in welcher Stoßrichtung wirkungsvolle Ansätze liegen. Das kann je nach Betrieb und Gewerk Bewegung sein oder Ernährung, Ergonomie oder Entspannung, Pausengestaltung oder der Umgang mit Stress. Ein BGM kann mittelfristig ein wirkungsvoller Ansatz in der Personal- und Organisationsentwicklung werden, auch für kleinere Unternehmen.

Einführung: In sechs Schritten zum eigenen BGM

Bewährt hat sich ein Vorgehen in sechs Schritten, das von der Unfallkasse des Bundes entwickelt wurde:
  1. Schritt: Ziele und Strategien festlegen  
    Legen Sie zunächst fest, was Sie mit der Einführung eines BGM vorrangig erreichen wollen. Geht es in erster Linie darum, die Fehlzeiten zu reduzieren? Oder wollen Sie gezielt etwas für die Mitarbeiterzufriedenheit tun, weil Ihr Betrieb eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern hat?
  2. Schritt: Strukturen schaffen  
    Legen Sie fest, wer sich im Betrieb um die Einführung des BGM kümmern soll. Zu diesem Steuergremium - oft auch Gesundheitszirkel genannt - sollten neben Ihnen als Chef auch Vertreter aus den Bereichen Arbeitsschutz (Sicherheitsfachkräfte), Personalführung sowie ausgewählte Mitarbeiter gehören.
  3. Schritt: Die Situation analysieren  
    Um herauszufinden, in welchen Feldern es den größten Handlungsbedarf gibt, sollten Sie zunächst alle relevanten Daten wie Arbeitsunfallstatistik, Fehlzeitenanalyse, Gefährdungsbeurteilungen oder Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen zusammentragen.
  4. Schritt: Feinziele definieren  
    Ausgehend von den Ergebnissen in Schritt drei sollten Sie konkrete Vorgaben definieren, was Sie mit dem BGM erreichen wollen. Das kann eine geringere Unfallquote ebenso sein wie eine verbesserte Arbeitsorganisation.
  5. Schritt: Maßnahmen entwickeln und umsetzen  
    Legen Sie im Team mit allen Beteiligten im Gesundheitszirkel fest, mit welchem Aufwand und mit welchen Maßnahmen Sie die jeweiligen Mitarbeiter am besten erreichen können. Überlegen Sie gezielt, welche Rahmenbedingungen der Betrieb schaffen kann und welches Verhalten jeder Einzelne individuell umsetzen sollte.
  6. Schritt: Überprüfung und kontinuierliche Verbesserung  
    Überprüfen Sie in regelmäßigen Abständen mit allen am Gesundheitszirkel Beteiligten, welche Maßnahmen wirken und in welchen Bereichen es noch Spielraum für Verbesserungen gibt. Ganz wichtig: Fragen Sie auch die Mitarbeiter nach ihrer Meinung zu den einzelnen Maßnahmen!

Wichtig: Gezielte Verbesserungen statt Pauschalmaßnahmen

Damit das BGM nicht zum nutzlosen Papiertiger verkommt, ist eine sorgfältige Analyse des Ist-Zustands entscheidend für einen sinnvollen und an der Betriebspraxis orientierten Maßnahmenkatalog. Klären Sie deshalb im Vorfeld die folgenden Fragen:

  • Welche Belastungen sind im Betrieb vorhanden, welche Beschwerden kommen vor wie etwa Rücken, Lärm, Hautprobleme oder Burnout?
  • Welche Einflüsse – sowohl Arbeits- wie Umgebungsbedingungen – sind die besonders gesundheitsrelevanten Faktoren?
  • Inwiefern spielen Arbeitsabläufe und Fragen der Organisation eine Rolle, etwa ein Druck zur ständigen Erreichbarkeit am Smartphone, unklare Pausenregelungen, oder stresserzeugende enge Zeitvorgaben?
  • Wo zeigen sich psychosoziale Belastungen wie Konflikte, mangelnde Umgangsformen, Motivationsdefizite oder zu geringe Handlungsspielräume?
  • Wo bestehen Defizite im Führungsverhalten, etwa mangelnde Transparenz, fehlende Wertschätzung oder unklare Aufgaben?

Wichtig : Mitentscheidend für den Erfolg eines BGM ist zum einen, inwiefern die Mitarbeiter an gesundheitsgerechten Problemlösungen beteiligt werden, und zum anderen, inwiefern die Betriebsleitung voll dahinter steht. In jedem Fall gehören alle relevanten Gesundheitsthemen aktiv und offen auf den Tisch, ohne dass Ängste, Peinlichkeiten oder Unsicherheiten aufkommen.

Erfolgsfaktor Geduld: Was kann BGM langfristig bewirken

Auch wenn es viele Chefs gerne hätten: ein BGM wirkt nicht von heute auf morgen. Aber wo im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses die Weichen richtig gestellt werden, kann ein BGM auf mehreren Ebenen seine positive Wirkung für Betrieb und Mitarbeiter entfalten und

 
  • die Eigenverantwortung jedes Einzelnen für sein gesundheitsförderliches oder gesundheitsschädigendes Verhalten fördern.
  • das Verantwortungsbewusstsein der Vorgesetzten für eine gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung stärken.
  • die gesundheitlichen Belastungen der Mitarbeiter (physisch wie psychisch) vermindern.
  • die Motivation und Leistungsfähigkeit der Belegschaft aufrechterhalten.
  • den Krankenstand senken, die Ausfalltage verringern und damit die Kosten durch arbeitsbedingte Erkrankungen.
  • die Identifikation mit dem Betrieb stärken, Fachkräfte halten und die Attraktivität als Arbeitgeber ausbauen.

Nicht vergessen: Die Investition in gesunde Mitarbeiter und Arbeitsbedingungen zahlt sich für den Betrieb auch steuerlich aus. Bis zu 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter können Betriebe steuerfrei für Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung investieren.