Gehörschutz, Lärmschutz, Hörschutz Den richtigen Gehörschutz finden

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Welcher Schutz für die Ohren ist der beste? Welche verschiedenen Hörschützer gibt es? Bei welcher Arbeit sollte man welchen Hörschutz tragen? Die wichtigsten Gehörschutztypen haben wir für Sie zusammengestellt.

Gehörschutzstöpsel

Grundsätzlich unterscheidet man Gehörschutzstöpsel etwa aus Schaumstoff, die vor dem Einführen ins Ohr geformt (gerollt) werden müssen, und vorgefertigte Gehörschutzstöpsel, die man direkt einsetzen kann. Beide Formen von Gehörschutz wirken nur optimal, wenn sie richtig platziert werden. Mit ein wenig Übung gelingt das leicht. Bei den weichen Ohrstöpseln formt man eine dünne Schaumstoffrolle, die man ins Ohr einsetzt, indem man das Ohr ein wenig hochzieht. Sitzt der Ohrstöpsel richtig, drückt man ihn noch einmal kurz, bis sich der zusammengedrückte Schaumstoff im Gehörgang wieder ausdehnt. Bei niedriger Umgebungstemperatur verhärten Schaumstoffstöpsel leicht. Dann muss man sie vor dem Tragen z. B. in der geschlossenen Hand anwärmen.

Kapselgehörschützer

In der Form ähneln Kapselgehörschützer einem veralteten Musikkopfhörer. Es gibt Modelle, die mit einem Kopf-, Nacken- oder Kinnbügel getragen werden können, Kapselgehörschützer, die nur an einem passenden Arbeitsschutzhelm montiert werden dürfen und Modelle mit einer zusätzlichen Kommunikationseinrichtung z. B. zum Sprechfunk oder zu einem Mobiltelefon. Obwohl Kapselgehörschützer bequem und unkompliziert aussehen, müssen sie unbedingt richtig angepasst und getragen werden. Die Bügel müssen so eingestellt werden, dass sie weder drücken noch verrutschen. Immer wieder kommt es vor, dass Kapselgehörschützer verkehrt herum aufgesetzt werden und dann nicht wirklich schützen. Deshalb sollte man die Seitenkennzeichnung beachten.

Otoplastik

Dieser meist bequeme und effiziente Gehörschutz wird wie ein Hörgerät im Ohr getragen und muss von einem Hörgeräteakustiker individuell angepasst werden. Man unterscheidet Hartotoplastiken (Polyacrylat, Nylon) und Weichotoplastiken (Silikonmaterial). Otoplastiken sind relativ teuer und müssen regelmäßig gewartet werden, gelten aber auch als komfortabelste Lösung für den Gehörschutz.

Kombinationen mit anderen PSA, etwa an Schutzhelmen befestigte Kapselgehörschützer  

An vielen lauten Arbeitsplätzen müssen auch Schutzhelme getragen werden. Ist das der Fall, sind Kapselgehörschützer zu bevorzugen, die am Schutzhelm sicher befestigt werden können.

Praktische Probleme bei der Anpassung von Gehörschützern

Experten wissen seit Langem, dass die vom Hersteller im Labor ermittelten Schalldämmwerte (M- oder L-Werte) in der Praxis meist nicht erreicht werden. Das liegt vor allem daran, dass Gehörschutz oft nicht richtig verwendet wird. Deshalb müssen beim praktischen Einsatz Korrekturwerte für die Dämmung berücksichtigt werden. Diese Korrekturwerte Ks müssen von den Herstellerangaben abgezogen werden. Sie betragen in der Regel bei Gehörschutzstöpseln Ks = 9 dB, bei Gehörschutzkapseln Ks = 5 dB und bei Otoplastiken Ks = 3 dB.

Wenn man die optimale Dämmwirkung erreichen will, gilt außerdem: Übung macht den Meister, auch beim Verwenden von Gehörschutz. Sinnvoll ist es auch, die betroffenen Mitarbeiter bei der Anschaffung von Gehörschutz einzubeziehen, um die Motivation zum Tragen zu erhöhen. Denn allzu häufig drücken Mitarbeiter sich vor der Benutzung, weil sie sich von der Umwelt abgeschnitten fühlen und weil der Tragekomfort zu wünschen übrig lässt. Dürfen sie vor der Kaufentscheidung Probe tragen, können sie die Tauglichkeit unter echten Praxisbedingungen selbst testen und entscheiden, ob Staub, Hitze, starke Körperbewegungen oder weitere PSA die Benutzung unangenehm machen.

Betriebsanweisung ist Pflicht

Muss an einem bestimmten Arbeitsplatz oder bei einer bestimmten Tätigkeit Gehörschutz getragen werden, sollte der Unternehmer seinen Mitarbeitern eine Betriebsanweisung zur Verfügung stellen. Sie muss alle Angaben enthalten, wie man bei Lärmbelastung sicher arbeitet. Neben einer konkreten Angabe, wo bzw. bei welchen Tätigkeiten Gehörschutz verpflichtend getragen werden muss, sollten hier die wichtigsten Details zur Benutzung von Gehörschutz (Sichtprüfung, korrektes Einsetzen, Entfernen, Reinigen und Aufbewahren, Tragedauer) sowie Informationen zur Hörbarkeit von Warnsignalen genannt werden.

Unterweisung

Beim Thema Lärmschutz ist eine umfassende regelmäßige Unterweisung besonders wichtig. Unterwiesen werden muss vor der ersten Benutzung von Gehörschutz und danach wiederholt nach Bedarf, mindestens jedoch einmal jährlich. Neben allgemeinen Informationen wie dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung Lärm und den daraus abgeleiteten Schutzmaßnahmen zählen dazu u. a. der Einfluss der Tragedauer auf die Schutzwirkung (Tragepausen vermeiden, sonst wird die Schutzwirkung extrem verringert), die individuelle Anpassung von Gehörschützern, Instandhaltung und Pflege, Fragen der Hörbarkeit von Sprache sowie von Warn- und Alarmsignalen, organisatorische Hinweise zur Ausgabe von Gehörschützern im Betrieb und die Ausgabe von Informationsmaterial des Gehörschutzherstellers.

Empfohlen werden Unterweisungen zur qualifizierten Benutzung von Gehörschutz, die mindestens viermal jährlich durchgeführt werden sollen und die mit praktischen Übungen verbunden sind. Details nennt die BGR 194 – Unterweisungsrichtlinie zur qualifizierten Benutzung von Gehörschutz http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/r-194.pdf .

In den praktischen Übungen sollen diese Fertigkeiten vermittelt werden:

bei Gehörschutzstöpseln:

„Fehler, die durch Training vermieden werden können, sind:

• ungenügendes Zusammenrollen bzw. -drücken von vor Gebrauch zu formenden Stöpseln,

• ungenügend tiefes Einsetzen der Stöpsel in den Gehörgang,

• zu kurzes Halten des Stöpsels nach dem Einsetzen,

• dem Gehörgang nicht angemessene Größe der Stöpsel.“

bei Kapselgehörschutz:

„Bei der Verwendung von Kapselgehörschutz ist während der Unterweisung darauf hinzuweisen, dass es zur Verringerung der Schutzwirkung insbesondere durch folgende Einflüsse kommen kann:

• veraltete oder durch Benutzung beschädigte Dichtungskissen,

• durch Lagerung verformte oder ausgehärtete Dichtungskissen,

• dichtes Kopfhaar,

• Ohrringe oder Ähnliches,

• gleichzeitiges Tragen einer Brille oder Schutzbrille (insbesondere mit dicken Bügeln), gleichzeitiges Benutzen von Atemschutzmasken,

• Vertauschen der Kapseln rechts/links oder oben/unten bei spezifischer Konstruktion,

• Tragen der Kopfbügel nicht über dem Kopf, sondern im Nacken oder unter dem Kinn,

• Verwendung eines ungeeigneten Arbeitsschutzhelmes bei Schutzhelm/Kapselgehörschutz-Kombination,

• Alterung des Bügels.“

Tragekontrolle ist zwingend

In Lärmbereichen muss Gehörschutz getragen werden, deshalb ist die Tragekontrolle sehr wichtig. Falls nötig, muss der Unternehmer sogar einen Aufsichtführenden benennen, der dafür sorgt, dass die Beschäftigten ihren Gehörschutz auch wirklich tragen. Nur im Einzelfall, wenn durch die Benutzung von Gehörschutz erhöhte Unfallgefahr bestehen würde, kann ein Beschäftigter von der Tragepflicht befreit werden – allerdings nur von der zuständigen Aufsichtsbehörde.