Kfz-Gewerbe Branchencheck Die Mega-Dealer gewinnen an Fahrt

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Branchencheck

Die Stimmung im Kraftfahrzeuggewerbe ist gut. Doch die Zukunftsaufgaben wie die Elektromobilität sind gewaltig. Deshalb wird sich der Konzentrationsprozess in der Branche verstärken.

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Das Kfz-Gewerbe geht positiv gestimmt in den Jahresendspurt. In den bisherigen Monaten dieses Jahres liegt das Volumen der Besitzumschreibungen mit 5,63 Millionen Pkw um 1,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Neuzulassungen ist mit 2,56 Millionen Neufahrzeugen weiter positiv und entspricht einer Steigerungsrate von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Laut aktuellem Geschäftsklima-Index des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) erwartet ein Drittel (33,1 Prozent) der Autohäuser und Kfz-Betriebe eine gute Geschäftslage und 58,7 Prozent eine befriedigende oder saisonübliche Entwicklung. Der entsprechende Index-Wert erreichte 114,8 Punkte und lag damit um 1,6 Punkte über dem Vergleichswert von 2014.

Zu geringe Rendite

Der Gesamtumsatz der Branche ist 2015 um 6,2 Prozent gestiegen und liegt bei 156,5 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite der Branche lag im vergangenen Jahr allerdings bei mageren 1,6 Prozent (vor Steuern). Um eine an der Finanzierung der Zukunftsaufgaben orientierte Ertragsposition zu erreichen, wäre laut Branchenkreisen ein mehr als doppelt so hoher Gewinnanteil Voraussetzung.

Zu diesen Zukunftsaufgaben zählen die Elektrifizierung, die Digitalisierung und die Autonomisierung. Bei der E-Mobilität stehen die Betriebe vor der Herausforderung, für eine längere Übergangszeit herkömmliche Verbrennungsmotoren und gleichzeitig zunehmend mehr Elektromotoren zu verkaufen und zu warten. Das wird hohe Ansprüche an das Können der Mitarbeiter, aber auch an das Kostenmanagement der Autohäuser stellen.

Nach Auffassung des Instituts für Automobilwirtschaft wird sich der Konzentrationsprozess in den folgenden Jahren weiter fortsetzen. Die Strukturen im Automobilhandel würden sich stärker an die des klassischen Einzelhandels angleichen: Mega-Dealer, also große Handelsketten würden mit einem Netz an Filialen den Markt beherrschen.

Branchentrends Kraftfahrzeug

Digitalisierung und Vernetzung
Autos werden immer mehr fahrende Computer. Kfz-Betriebe brauchen deshalb Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen, mit frei zugänglichen Schnittstellen zu den On-Bord-Systemen der Fahrzeuge und den Servern der Hersteller, auf denen die für den sicheren Betrieb sowie für Reparatur und Wartung benötigten Informationen liegen.
Besserer Service
Steigender Kostendruck und komplexere Arbeitsabläufe, aber auch gestiegene Kundenerwartungen fordern die Betriebe in der Organisation des Serviceprozesses, der zum Beispiel mit intelligenter Software komplett vernetzt werden muss.
E-Mobilität
Steigende Zulassungen von E-Fahrzeugen bis 2030 werden laut ZDK kaum Auswirkungen auf den Service-Umsatz haben. Zwar fallen bei batteriebetriebenen Autos weniger Wartungsarbeiten an. Dieser Ausfall wird durch einen Mehraufwand bei den Hybridfahrzeugen kompensiert. Außerdem wird der prognostizierte Anteil an reinen Elektroautos kleiner ausfallen als der von Plug-in-Hybriden und Batteriefahrzeugen mit Range Extender.

Gesamtumsatz gestiegen

Im vergangenen Jahr ist der Gesamtumsatz der Branche laut Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes um 6,2 Prozent gegenüber 2014 gestiegen. Das größte Plus gab es bei Gebrauchtwagen über den Markenhandel. Interessant ist der eher geringe Umsatzanteil des Services bei den Betrieben.

Weniger Reparatur und Wartung

In den vergangenen Jahren sind die Reparatur- und Wartungsarbeiten von Automobilen stetig zurückgegangen. Das liegt wesentlich auch an den längeren Wartungsintervallen und der höheren Qualität der Fahrzeuge. Allerdings ist auch der Marktanteil des Kfz-Handwerks in diesem Bereich gesunken, 2015 immerhin um 7,7 Prozent. Die Schwarzarbeit, Bekanntenhilfe und Do-it-yourself sind dagegen 2015 um satte 12,3 Prozent gegenüber 2014 gestiegen.

Immer weniger Autohäuser

Die Zahl der Autohäuser ist in Deutschland deutlich gesunken: Gab es 2014 noch 7.800 wirtschaftlich und rechtlich selbstständige Automobilhändler, so waren es Ende 2015 nur noch 7.400. Im Jahr 2000 wurden noch 18.000 Autohäuser gezählt. Dies ist das Ergebnis der Erhebung des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Gründe für den Rückgang seien der weitgehend gesättigte Automobilmarkt sowie der hohe Wettbewerbsdruck. Vor allem die Internet-Börsen würden den Preiswettbewerb anfachen.

Autonomes Fahren wird zunehmend akzeptiert

Vier von zehn Deutschen sagen heute bereits, sie würden ein selbstfahrendes Auto kaufen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Fast drei Viertel der Autofahrer wären grundsätzlich bereit, dem Auto in bestimmten Situationen die Kontrolle zu überlassen. Dabei ist die Bereitschaft in relativ ungefährlichen Momenten erwartungsgemäß am größten.